Gelungene Verwebung von Realität und Fiktion

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sabatayn76 Avatar

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Inhalt:
Der Amerikaner Kelly Courter - Boxer, Ex-Junkie und exzessiver Marihuana-Raucher - lebt nach seiner Flucht vor dem Gesetz in Ciudad Juárez. Sein Geld verdient er mit fragwürdigen Boxkämpfen und dem Schmuggeln und Verkauf von Drogen. Eines Tages verschwindet seine Freundin Paloma - eine von mehr als 400 Frauen, die seit den 1990er Jahren in der Stadt als vermisst gemeldet wurden. Als die Leiche Palomas gefunden wird, gerät Kelly unter Mordverdacht und wird inhaftiert.

Mein Eindruck:
Sam Hawken verwebt in 'Die toten Frauen von Juárez' die Realität (Mordserie in Ciudad Juárez, wobei bis heute viele Morde nicht aufgeklärt und zahlreiche Frauen nie wieder gefunden wurden, zahlreiche Leichen nicht identifiziert werden konnten) mit einer fiktiven Geschichte. Diese Verwischung von Wirklichkeit und Phantasie ist dem Autor sehr gut und überzeugend gelungen. Dabei ist sein Roman stellenweise extrem brutal und auch die Sprache ist explizit und derb, was jedoch perfekt zur Geschichte und zum beschriebenen Milieu passt. Gefallen hat mir auch die Verwendung zahlreicher spanischer Begriffe, die zur Authentizität des Romans beitragen. Obwohl ich kein Spanisch spreche, hatte ich keine Verständnisprobleme, da sich der Sinn meist erschließt, dennoch hätte ich ein Glossar oder Fußnoten toll gefunden. Sehr gelungen ist auch Hawkens Beschreibung der Stadt mit ihren Elendsvierteln, Fabriken, ihrer Überbevölkerung, Drogenproblematik und Luftverschmutzung, aber auch der anderen, schillernden Seite mit Parks, Luxus und Reichtum.

Mein Resümee:
'Die toten Frauen von Juárez' ist ein spannender und erschreckender Roman, der an eine reale Geschichte anlehnt. Das Buch ist sicherlich nicht für jeden empfehlenswert, aber wer sich nicht scheut, eine ebenso brutale wie beängstigende Geschichte zu lesen, der ist hier richtig.