Schatten der Vergangenheit

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kimvi Avatar

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Auf Sandhamn, einer kleinen Insel im schwedischen Schärengarten, findet man, trotz Großeinsatz der Polizei, keine Spur der vermissten Lina Rosén. Die junge Frau wurde zuletzt am späten Abend von ihrer Freundin gesehen und wollte mit dem Fahrrad den Heimweg antreten. Der zuständige Ermittler Thomas Andreasson setzt alles daran, den Fall aufzuklären, doch noch Monate nach dem Verschwinden gibt es keine neuen Erkenntnisse. Das ändert sich, als Nora Lindes Kinder beim Spielen etwas Entsetzliches entdecken.... **Meine Meinung Nach "Tödlicher Mittsommer" und "Tod im Schärengarten" ist dieser Roman bereits der dritte Band einer Krimireihe um den Kriminalkommissar Thomas Andreasson. Der Buchtitel weist bereits darauf hin, dass der Handlungsort auch in diesem Teil wieder die Schäreninsel Sandhamn ist. Da die Kriminalfälle in sich abgeschlossen sind, können die Bände auch unabhängig voneinander gelesen werden. Der Einstieg in den aktuellen Fall gelingt auch ohne Vorkenntnisse aus den vorangegangenen Teilen mühelos. Da Viveca Sten auch dem Privatleben der Hauptprotagonisten einen großen Teil der Handlung widmet, empfiehlt sich allerdings, wie bei jeder anderen Bücherserie auch, die Einhaltung der Reihenfolge. Denn dann kann man die Weiterentwicklung der Charaktere besser verfolgen. In diesem Band ereignet sich, neben der Kriminalhandlung, einiges im Privatleben der beiden Hauptprotagonisten Thomas Andreasson und Nora Linde. Es ist wie ein Wiedersehen mit alten Bekannten, denn die beiden wirken genauso lebendig und sympathisch wie in den vorangegangenen Bänden. Durch den flüssigen und angenehm lesbaren Schreibstil der Autorin gelingt der erneute Einstieg in die Reihe mühelos. Viveca Sten zeigt die Ferieninsel Sandhamn von einer ganz anderen Seite, denn bei diesen Ermittlungen herrscht tiefster Winter und deshalb bestimmen eisige Temperaturen und Schnee das Wetter. Die winterliche Atmosphäre ist beim Lesen durchgehend spürbar, sodass man den Akteuren gerne an die warmen Kachelöfen folgt. Trotz winterlicher Temperaturen und dunkler Jahreszeit, wirkt die Stimmung im Buch allerdings keinen Moment schwermütig oder düster. Das unterscheidet die Romane von Viveca Sten wohltuend von anderen skandinavischen Genrevertretern. Hochspannung sucht man auch in diesem Teil der Reihe vergeblich, dennoch ist die Erzählung durchgehend interessant. Sie ist in recht kurze Kapitel unterteilt, die dadurch zum Weiterlesen verführen. Das Geschehen wird aus unterschiedlichen Blickwinkeln betrachtet. Die aktuelle Handlung wird durch Rückblicke in die Vergangenheit unterbrochen. Hier beobachtet man das tragische Schicksal eines Jungen, der vor beinahe 100 Jahren auf der Insel lebte. Zunächst ist nicht klar, wie sich dieser Handlungsstrang wohl in die Ermittlungen einfügen wird, doch gerade das macht den besonderen Reiz dieses Romans aus. Der mittlerweile dritte Ausflug auf die Schäreninsel hat mir wieder sehr gut gefallen, denn selbst Eis und Schnee lassen die Atmosphäre nicht düster und erdrückend wirken. Die Kriminalhandlung hätte zwar etwas mehr Raum einnehmen können, doch die interessant geschilderten Nebenhandlungen trösten über dieses Manko hinweg. Eine unerwartete Wendung am Ende des Romans sorgt dafür, dass ich unbedingt erfahren möchte, wie es bei Thomas Andreasson und Nora Linde weitergeht.**