Kurzweilig, weil spannend
"Da war sie wieder, diese verdammte Neugierde, die ihr keine Ruhe ließ."
Der Zeelandkrimi "Die Toten von Veere"
von Maarten Vermeer startet mit drei parallelen Handlungssträngen, die zunächst scheinbar wenig miteinander verbindet.
Oktober 1944: In Vorbereitung der Landung alliierter Streitkräfte und damit zur Befreiung der Niederlande wird der Deich von Westkapelle bombardiert. Im Chaos des Bombenhagels verschwindet die 16jährige Mareike Cornelisse spurlos. Ihr Bruder Henk macht sich auf die Suche und landet inmitten einer Widerstandsbewegung.
Gegenwart:
Hoofdinspecteur Liv de Vries von der niederländischen Landespolizei reist in ihre alte Heimatstadt Veere um nach einer vermissten Person zu suchen. Für sie wird es auch eine Reise in ihre eigene, unbequeme Vergangenheit.
Gleichzeitig stellt Ann-Remi Blom, eine Rechtsmedizinerin des Gesundheits-dienstes Zeeland, ein Gutachten ihres Chefs in Frage. Sie nimmt eigenmächtig Ermittlungen auf, denn sie will keinesfalls akzeptieren, dass es sich beim Todesfall Willem de Ran um einen tragischen Unfall handeln soll.
Alle drei Geschichten sind für sich schon äußerst interessant und auch abwechslungsreich geschrieben. Den Zusammenhang sieht man lange Zeit nicht, erst nach und nach finden diese Handlungsstränge zusammen. Viele, auch sehr überraschende "AHA, jetzt verstehe ich..."-Momente inklusive.
Dabei erhält der Zeeland-Krimi eine zunehmend politische Dimension. Mehr und mehr offenbaren die Ermittlungen Verbindungen die ins rechtsradikele Milieu führen.
In der Erzählung gibt es zu keiner Zeit unnötige Längen, die Handlung ist dabei vielschichtig und mit zahlreichen Story-Wendungen geschrieben.
Das fast 600 Seiten umfassende Buch ist in vier Teile und insgesamt achtzig Kapitel unterteilt. Obwohl durchgehend fesselnd geschrieben, zieht die Spannung im ereignisreichem vierten Teil mit einem dramatischen Moment nochmals deutlich an.
Die handelnden Charaktere sind allesamt sympathisch bodenständig und detailliert beschrieben, eine Identifikation mit ihnen fällt leicht. Liv und Ann-Remi sind als Ermittlerteam unschlagbar. Ich würde sie gerne wiederlesen; hoffentlich gibt es bald eine Fortsetzung! Ein schockierender und unerwarteter Cliffhanger lässt zumindest darauf schließen.
Uneingeschränkte Leseempfehlung.