Konstruierter Schwedenkrimi

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Erica Falck und Patrik Hedström, die beiden Protagonisten der Krimireihe von Camilla Läckberg, wollen heiraten, haben allerdings auch sechs Wochen vor dem wichtigen Termin weder Brautkleid noch Gästeliste noch eine Band für die Feier. Aber da sich Ericas Schwester Anna nach einiger Zeit endlich wieder von ihren negativen Erfahrungen mit ihrem inzwischen toten Mann erholt hat, hilft sie bei den Vorbereitungen - und so wird mit der Hochzeit doch alles gut.

So weit der familiäre Handlungsstrang des inzwischen vierten Krimis um Falck, Hedström und die Polizeiinspektion in Fjällbacka, Tanumshede und Co. Allerdings werden dazu noch weitere private Probleme aufgegriffen, die weder die Handlung vorantreiben, noch unbedingt spannend und interessant sind.

Zwei Morde an zwei völlig unterschiedlichen Frauen sind es, die die Krimihandlung ausmachen. Da ist zum einen Marit Kaspersen, die tot in ihrem Auto aufgefunden wird - wohl ein tragischer Unfall, so vermuten die Polizisten. Doch die Pathologen stellen einen ungewöhnlich hohen Alkoholspiegel fest, obwohl Marit als absolute Antialkoholikerin bekannt war. Hedström vermutet nun doch ein Verbrechen - allerdings fehlt es ihm zunächst an Beweisen.

Der zweite Mord ist der an der jungen Barbie, Teilnehmerin einer Reality-Soap à la Big Brother, die unter dem Titel "Raus aus Tanum" in der westschwedischen Gemeinde gedreht wird. Kritisch nimmt Läckberg diese Art der Selbstzurschaustellung unter die Lupe - verquickt allerdings ihre Kritik wie so häufig mit überflüssigen Handlungssträngen.

Wenn sich die Sprache seit dem Erstling "Die Eisprinzessin schläft" auch verbessert hat, so ist Läckberg immer noch keine absolute Künstlerin des Wortes. Viel zu oft benutzt sie mitten im Kapitel, mitten in Gedankengängen Cliffhanger, um die Spannung zu erhöhen. Dies ist allerdings wenig gelungen, sondern eher ärgerlich und behindert den Lesefluss. Zudem werden viele verschiedene Personen eingeführt, viele Handlungen angerissen, die aber nicht zuende geführt werden. Vielfach wirkt der Roman überladen, es scheint so, als ob Läckberg unbedingt sozialpolitische Themen aufnehmen möchte, um in der vielzitierten skandinavischen Krimitradition von Sjöwall/Wahlöö über Edwardson, Dahl oder Larsson zu bleiben. Aber dies gelingt ihr nicht - weil eben Themen wie Homosexualität oder Heiratsschwindel nur angerissen werden.

Insgesamt fand ich die Geschichte zu konstruiert, zu früh war zumindest ein Großteil der Lösung klar, zu viel Zeit wurde mit unnötigen Handlungssträngen verbraucht. So bleibt nur das Urteil, dass es sich bei "Die Totgesagten" um zwar gut gemachte, aber eben nicht überraschende oder faszinierende Hausmannskost handelt.