Verwobener Kriminalfall

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karschtl Avatar

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Ich habe die Osterfeiertage genutzt, um dieses Buch zu lesen. Hatte nach der Leseprobe einen sehr guten Eindruck gewonnen - und hab mich dabei auch nicht getäuscht. Gäbe es hier bei der Einschätzung ein "sehr gut" hätte ich dieses auch vergeben, ein "Spitze" ist mir dann doch zu viel.

Was fand ich gut:

- die **Schreibweise**
- die **Geschichten** der Personen
- die eigentliche **Kriminalstory** und ihre Originalität
- den **Titel** , von dem ich mich lange gefragt hatte was damit gemeint war und am Ende war es mir klar - eine gute + clevere Übersetzung in diesem Fall, das kann man ruhig mal lobend hervorheben

Was fand ich eher nicht so gut:

- **zu viele Personen** mit ihren Geschichten, die oft auch überhaupt nichts mit dem Kriminalfall zu tun hatten (Anna + Dan, Mellberg)
- das stilistische Mittel, dass durch die kurzen kursiven **Rückblenden** bereits auf die Auflösung hingearbeitet wurde ist eine gute Idee, jedoch hat mich das bis fast kurz vor'm Schluss eher irritiert als geholfen. Bei "Studio 6" von Lisa Marklund war es ähnlich, dort gab es dann auch noch eine überraschende Auflösung am Ende.
- die schnelle **Genesung von Anna** nach nur einem Spaziergang mit Dan war dann doch eher unrealistisch
- oft wurden **vergangene Erlebnisse** etc der Charaktere angesprochen/angedeutet - ich weiß nicht ob diese Dinge in den vorherigen Romanen behandelt wurden und Fans daher bekannt sind, ich fand es blöd, dass ich dann oft nicht genau wusste wovon sie reden; für den Kriminalfall war es aber anscheinend nicht relevant

Die Spannung ist bei skandinavischen Krimis ja generell anders als bei US-Krimis. Hier ist es mehr ein who-dunnit (also eine 'Detektivgeschichte wo der Mörder gefunden werden muss) statt einem Thriller, wo aktiv dem Bösen hinterhergehechtet wird (oder vor ihm weggerannt) bevor er (noch mehr) mordet. Ich finde das auch mal sehr angenehmen, führt aber natürlich auch dazu, dass es sich am Anfang etwas zieht. Patrick sammelt tapfer Beweismaterial, aber es dauert doch sehr lange bis daraus irgendwelche Schlüsse gezogen werden können. Und dann teilt die Autorin dies noch nicht mal gleich dem Leser mit - wodurch sie natürlich wieder Spannung erzeugt.

Dadurch, dass in dieser Art Krimis das Tempo aus dem Kriminalfall genommen wird ist natürlich auch etwas mehr Zeit für das Privatleben der Personen. Wie bereits oben geschrieben fand ich es hier zu viele Personen und ihre Geschichten, da hätte man sich auch beschränken können. Auffällig ist auch, dass ja anscheinend keiner der Personen ein wirklich sorgenfreies Leben hat. Irgendwas ist da ja immer... Gut, ansonsten wäre es wohl auch uninteressant für so einen Roman, aber vielleicht doch ein bißchen zu viel des Guten.

Wie schon nach der Leseprobe gesagt würde ich durchaus weitere Romane von ihr lesen. Meine Erwartungen haben sich bestätigt und ich bin froh, hierdurch in den Genuss des Buches gekommen zu sein.

[http://www.goodreads.com/book/show/6391738](http://www.goodreads.com/book/show/6391738)
[http://www.amazon.de/Die-Totgesagten-Camilla-L%C3%A4ckberg/dp/3471350128](http://www.amazon.de/Die-Totgesagten-Camilla-L%C3%A4ckberg/dp/3471350128)