Wie ein Spinnennetz

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Eine Frau verunglückt mit dem Auto tödlich, wenig später wird eine weitere Leiche in einem Müllcontainer gefunden. Es scheint sich um zwei völlig verschiedene und unabhängige Geschehnisse zu handeln. Patrik Hedström ermittelt in beiden Fällen und kommt nach kurzer Zeit zu dem Schluss, dass das Autounglück eigentlich Mord war. Und auch die junge Frau in dem Müllcontainer, die Teilnehmerin einer Reality Show, wurde grausam umgebracht.

Die Autorin hat viele verschiedene Handlungsstränge konstruiert, die sich im Lauf der Geschichte langsam annähern. Camilla Läckberg versteht es, die Spannung kontinuierlich aufzubauen und bis zum Ende aufrecht zu halten. Manchmal hat sie für meinen Geschmack diesbezüglich ein wenig übertrieben, denn die einzelnen Kapitel brechen meist sehr abrupt ab, und es werden dem Leser immer wieder Indizien vorenthalten, die dem Ermittlerteam bereits bekannt sind. Dadurch wird man beim Lesen um den Spaß gebracht, selbst zu „ermitteln“ und in den Fällen zu spekulieren. Patriks Kollege vergleicht die Situation einmal mit einem weit verzweigten Spinnennetz, nur weiß keiner, wo die Spinne gerade sitzt.

So richtig anfreunden konnte ich mich eigentlich nur mit den Figuren Patrik und Erica, die so ganz nebenbei gerade ihre Hochzeit planen. Die beiden sind recht natürlich und sympathisch beschrieben. Irritierend fand ich die Sache mit Ericas Schwester Anna, die anfangs in einer schweren seelischen Krise steckt, diese aber während eines Spaziergangs mit einem alten Bekannten ganz plötzlich überwindet. Sie verlässt das Haus, nach einer langen Phase von Lethargie, völlig ohne Lebensmut, und kommt eine Stunde später voller Tatendrang und geradezu sprühend vor Leben wieder zurück. Diese „Spontanheilung“ ist für mich absolut unglaubwürdig geschildert. Vermisst habe ich in dem Roman die ganz normalen Leute von nebenan. Sicher, die sind nicht so interessant, dass man ein Buch über sie schreiben würde, aber die Personen, die man im Lauf der Handlung kennen lernt, haben alle eine Lebensgeschichte oder ein Umfeld, das von der Norm in irgendeiner Weise abweicht. Wenig Sympathie konnte ich auch den Teilnehmern der Reality Soap entgegenbringen, die zum Zeitpunkt der Handlung in dem kleinen Ort Tanum stattfindet bzw. gedreht wird. Dieser Art von Sendungen kann ich ganz und gar nichts abgewinnen, und es war teilweise etwas langatmig, die Aktionen und Streitereien dieser Gruppe zu verfolgen.

Gar keinen rechten Sinn konnte ich hinter Ericas Ahnenforschung erkennen, und das diesbezüglich offene Ende fand ich auch nicht so ganz befriedigend. Ich hatte den Eindruck, dass die Autorin dieses Kapitel nur angefügt hat, um damit auf einen Folgeband hinzuweisen.

Positiv äußern möchte ich mich noch abschließend zur Umschlaggestaltung. Die Wahl der Farben und das Motiv wirken ein wenig geheimnisvoll und unheimlich, und sie passen auch zur Entwicklung der Geschichte.

 

Liebe Grüße Klusi