Zaghaft gestreute Hinweise

Voller Stern Voller Stern Voller Stern Voller Stern Leerer Stern
savanna Avatar

Von

Ich alleine kenne schon eine Handvoll Personen, die sehr ähnlich reagieren würden, wie das Team um den ehrgeizigen wie sympathischen Kommissar Patrick Hedström: Kopfschütteln. Stirnrunzeln. Unverständnis. Eine an das ehemals international sehr erfolgreiche Big Brother-Format angelehnte Reality Show wird für das provinzielle Schweden konzipiert und mit Förderung der Gemeindeoberhäupter von Tanum auch prompt umgesetzt. Sehr zum Unverständnis eines großen Teils der Anwohner, jedoch sehr zur Freude der gelangweilten Teenager im Ort. Die TV-Sendung 'Raus aus Tanum' und die dazu gehörige B-Prominenz bilden damit den Rahmen von Camilla Läckbergs neuestem Thriller 'Die Totgesagten'.

Innerhalb des Rahmens stellt uns die schwedische Autorin Läckberg eine ganze Reihe mehr oder weniger relevanter Persönlichkeiten vor, sei es aus dem ermittlungstechnischen Kontext heraus oder sei es auf rein privater Ebene. Was sich über gut die Häfte des Buches als streng getrennte Erzählstränge darstellt, wird durch Querverweise mehr und mehr verwoben. Die Auflösung der zwei sehr unterschiedlichen Mordfälle von Tanum halte ich für einfallsreich und hätte sie so nicht erahnt -  das Aufrechterhalten des Spannungsbogens gelingt!

Es sind in erster Linie die Ermittlungserfolge der kleinen Polizeistation mit dem Team um den eher wenig gewertschätzten Leiter Mellberg, die meine Freude an diesem Thriller ausgemacht haben. Den Leser erwarten durchaus Leichen, jedoch werden dankenswerterweise die knapp gestreuten Hinweise und umfassenden Ermittlungen in den Vordergrund gestellt und nicht die Qual des Opfers, wie leider gern und erstaunlich oft bei anderen Thriller-Autoren zu finden.

Weniger ansprechend an Läckbergs Schreibstil empfinde ich jedoch die zum Teil erstaunlich hohe Dialog-Dichte. Oft setzt sich gar der Großteil der Kapitel aus Gesprächen der Protagonisten zusammen. Zum einen erhalten dadurch die Figuren erstaunlich viel Charakter, zum anderen fehlten mir zum Teil schlichtweg Erläuterungen zu Situationen oder eben zur Entwicklung der zwischenmenschlichen Ebene vor oder nach den detailliert aufgeführten Gesprächen. Für das Genre des Thrillers ist dies zweifelsohne ein anspruchsvoller Erzählstil, der vom Leser volle Aufmerksamkeit einfordert, ich jedoch habe gerade bei den Dialogen oft ein feines Gespür für ein 'Zuviel'.