Zahlreiche Geschichten um schwedisches Ermittlungsteam

Voller Stern Voller Stern Voller Stern Voller Stern Leerer Stern
waldeule Avatar

Von

Ein Krimi mit:

-          vielen (Lebens)geschichten und Schicksalen rund um zahlreiche Personen des Ermittlungsteams, aber auch des gesamten Umfelds. Breiten Raum bekommen auch die Teilnehmer der Reality-TV-Show, die eine wichtige Rolle spielt. Alle diese Charaktere sind sehr differenziert geschildert und liebevoll ausgeführt. Es gibt in dem Buch nicht eine Geschichte, sondern ganz, ganz viele – für mich war diese Vielfalt sehr abwechslungsreich beim Lesen, vor allem weil immer wieder andere Themengebiete angesprochen werden - von der Polizeiarbeit über die Trauerarbeit der Opfer bis hin zur "ersten" großen Liebe und Hochzeitsvorbereitungen. Langeweile kommt so an keiner Stelle auf. Anfangs sind die vielen Personen etwas verwirrend, doch das klärt sich nach einigen Seiten.

 

-           „normalen“ Ermittlern und deren Alltagssorgen in Beruf und Privatleben. Toll, endlich ein Krimi ohne „gestörte“ Polizisten und mit positiver Grundstimmung. Als angenehm empfand ich auch das Ermittlungsteam, das wirklich als Team arbeitet (jeder trägt wichtige Infos zur Klärung der Fälle bei) und die Verknüpfung zu anderen Dienststellen.

 

-          viel Ermittlungsarbeit und wenig Brutalität. Obwohl die Opfer auf recht ungewöhnliche Art ermordet werden, ist Gewalt kein Thema des Buches. Das Hauptaugenmerk liegt in der Aufklärung der Taten, die detailliert beschrieben wird – für mich ein gelungener Krimi!

 

-          kurzen Szenen, die zwar kurzweilig zu lesen sind, aber leider nicht zum Mitfiebern einladen. Das ist mein Hauptkritikpunkt an dem ansonsten wirklich gut geschriebenen Buch. Kaum habe ich mich auf eine Situation bzw. Person eingestellt und mich in sie hineingefunden – Schnitt – nächste Szene. Schade, ich habe es vermisst, nägelkauend völlig gebannt auf das Buch zu starren. Stattdessen konnte ich das Buch recht leicht nach einem Abschnitt weglegen.

 

-          moderner Form und Inhalt. Die Schreibweise mit den sehr kurzen Szenen hat mich an einen schnell geschnittenen Film erinnert. Viele Dinge werden nur angerissen oder zu schnell aufgelöst, teilweise fand ich das etwas unrealistisch. Klar, noch mehr Details hätten wahrscheinlich den Rahmen gesprengt, aber meiner Meinung nach wäre die Autorin gut beraten gewesen, einige Nebenstränge wegzulassen und andere dafür etwas mehr auszuführen. Inhalte der Vorbände werden immer wieder angesprochen, zwar konnte ich auch ohne deren Kenntnis der Handlung gut folgen, doch die Anspielungen störten. Breiten Raum nimmt im Buch eine Reality-Show ein, die die Autorin geschickt mit aktueller Medienkritik verbindet.

 

-          gelungener Balance zwischen Neugierig-Machen und Überraschungen. An manchen Stellen dachte ich mir: „Das ist doch wohl klar – warum kommen die Ermittler da nicht drauf?“, aber an vielen anderen lässt Läckberg den Ermittlern eine Erkenntnis zukommen, die sie dem Leser noch einige Zeit vorenthält. Gelungener Spannungsaufbau, der zum Weiterlesen animiert.

FAZIT: Ein sehr angenehmer, schön geschriebener Krimi mit zahlreichen Nebensträngen, der mir sehr gut gefallen hat und den ich auf alle Fälle weiterempfehle.

Zwei Anmerkungen noch an den Verlag: erstens fand ich den Klappentext unpassend – die Erwähnung der „brutalen“ Morde hätte mich doch fast vom Lesen abgeschreckt. Zum Glück nur fast! Zweitens wird die Reality-Show auf der Innenseite des Schutzumschlages anders betitelt als im Buch, ist zwar nicht weiter tragisch, hat mich aber doch gestört. Solche Fehler müssten doch nicht sein!