Beeindruckend

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Beate Maly nimmt uns in ihrem Roman mit auf eine bewegende Reise ins Wien des Jahres 1945. Unsere Hauptfigur, Stella Herzig, eine junge Jüdin, kehrt nach Jahren der erzwungenen Emigration in London in ihre geliebte Heimatstadt zurück. Doch die Zugfahrt zum Westbahnhof konfrontiert sie auf erschütternde Weise mit den Nachwirkungen des Krieges: Ruinen prägen das Stadtbild – und der Wiederaufbau scheint eine schier unbezwingbare Aufgabe.

Trotz dieses traurigen Anblicks findet Stella, eine engagierte Lehrerin, schnell eine Anstellung am angesehenen Lindengymnasium. Mit ihren modernen und aufgeschlossenen Unterrichtsmethoden eckt sie jedoch bei manchen konservativeren Kollegen an. Hinter der Fassade des vermeintlichen Neuanfangs lauern noch immer Schatten der Vergangenheit – so mancher Lehrer hegt weiterhin nationalsozialistisches Gedankengut.

Beate Maly erzählt die Geschichte von Professor Herzig, deren Figur lose an die beeindruckende Wiener Lehrerin und Politikerin Stella Klein-Löw angelehnt ist, mit einem beeindruckenden Gefühl für Details und einer lebendigen Bildsprache. Obwohl die Handlung überwiegend fiktiv ist, konnte ich mir die damalige Situation in Wien sehr gut vorstellen – was oft erschreckend, aber auch sehr interessant war.

Stellas Schüler sind oft gefangen in einer Atmosphäre des Schweigens, des Gehorsams und des Erfüllens elterlicher Erwartungen – und den traumatischen Erlebnissen der letzten Jahre. So ist es kaum verwunderlich, dass eine ständige Anspannung in der Luft liegt, ein Gefühl der Unsicherheit, wem man sich öffnen oder gar anvertrauen kann. Ich konnte mich sehr gut in die Charaktere, vor allem Stella, hineinfühlen und habe wirklich mit ihnen mitgelitten. Das Erzähltempo ist eher langsam, was mir aber anhand der Thematik sehr gut gefallen hat und vollkommen authentisch wirkte. Stellas Mut war für mich einfach nur bewundernswert und sie ist mir im Laufe der Handlung wirklich ans Herz gewachsen. Auch das Ende konnte mich überzeugen und lies mich vollkommen zufrieden zurück. Einige Enden sind noch offen, weshalb ich besonders gespannt auf Band 2 („Jahre der Kinder“), bin. der Anfang 2026 erscheinen soll.

„Zeit der Hoffnung“ war für mich insgesamt also ein beeindruckender Roman, der mahnend an eine sehr prägende Zeit erinnert und mich nachdenklich zurückgelassen hat. Von mir gibt es eine absolute Leseempfehlung!