mitreißender historischer Roman

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maulwurf123 Avatar

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„Die Trümmerschule – Zeit der Hoffnung“ ist der erste Band einer Dilogie von Autorin Beate Maly. Als Taschenbuch ist der Titel mit insgesamt 394 Seiten im Ullstein-Verlag Anfang Mai diesen Jahres erschienen.

Die Romanhandlung spielt in Wien im Jahre 1946. Nach dem zweiten Weltkrieg kehrt die jüdische Lehrerin Stella in ihre zerstörte Heimatstadt zurück. Sie findet eine Anstellung im Lindengymnasium. Dort eckt sie mit ihrer fortschrittlichen Art zu Unterrichten an; denn im Gegensatz zu ihren Kollegen ermutigt sie die Kinder, über den Krieg und Erlebtes zu sprechen. Doch auch Stella wird immer wieder von ihren eigenen Erinnerungen eingeholt. Bis sie einem Mann begegnet, der in ihr neue Hoffnung weckt…

Autorin Beate Maly hat einen angenehm flüssigen Schreibstil. Die Beschreibungen des Lebens in den Nachkriegsjahren habe ich beim Lesen als ungemein authentisch empfunden und hatte richtige Bilder der Zerstörung vor Augen. Auch die einzelnen Charaktere sind mit viel Liebe ins Detail von der Autorin ausgearbeitet worden. Allen voran ist Protagonistin Stella eine ungemein mutige und taffe Frau, die die Hoffnung auf eine bessere Zeit nicht aufgibt. Stella hat sowohl ihre Eltern und ihre Schwester als auch ihren Verlobten verloren. Im Laufe der Handlung beginnt sie sich selbst einem Mann gegenüber wieder zu öffnen und zarte Beziehungsbande werden geknüpft. In der Schule hat sie sich gegen einen Teil ihres Kollegiums zu behaupten. Pädagogische Maßnahmen durch Demütigung der Schüler und Züchtigung mittels Rohrstock lehnt Stella ab. Am Lindengymnasium hat sie ihre Art des Unterrichts zu verteidigen, erntet dadurch aber die wohlwollende Offenheit und Herzlichkeit der Kinder.

Den Handlungsverlauf habe ich beim Lesen als spannend empfunden und daher den Roman in wenigen Tagen verschlungen. Das Ende und die ‚Auflösung‘ habe ich als recht abrupt empfunden.

Besonders interessant fand ich noch das Nachwort der Autorin. Hier schildert Beate Maly inwieweit der Roman auf wahren Begebenheiten basiert. Unter anderem nutzte sie zu Recherchezwecken intensive Gespräche mit ihrem eigenen Vater. Dieser gehörte selbst der Generation an, von der man verlangte, den Krieg schnell zu vergessen, und der man in der Schule Wahrheiten vorenthielt.

Mein Fazit: Ein mitreißender historischer Roman, welcher gespannt die Fortsetzung („Die Trümmerschule – Jahre der Kinder“ – voraussichtliches Erscheinungsdatum: 29.01.26) erwarten lässt. Vier Sterne.