Zeit der Hoffnung
Die Trümmerschule, Beate Maly, Ullstein Verlage
Stella, als Jüdin einst verjagt, mit Lehrerin Erfahrung in England, kehrt in ihre Heimat, das in Trümmern liegende Wien, zurück. Zeitpunk: Die alliierte Besetzung nach dem zweiten Weltkrieg.
Es ist ein Roman über eine wichtige Phase der Demokratie: Europa nach 1945. Teile der faschistischen Kriegsparteien sind besetzt. Deutschland, Österreich. Auch Wien ist viergeteilt – die Siegermächte haben Stadtsektoren eingeteilt. Im russischen Bereich klappt es nicht gut, die Russen nehmen der Bevölkerung vieles weg (Russland war ausgeblutet vom langen Krieg, den russischen Menschen ging es noch nie besonders gut, während die amerikanischen Streitkräfte aus den USA gut versorgt wurden).
Die Hauptdarstellerin, Stella Herzig, kehrt in eine zerstörte Stadt zurück. Sie war einst eine ambitionierte Studentin in der ehemals so liberalen Stadt Wien. Die Nazis haben ihre Existenz vernichtet, ihre Verwandten wurden getötet, sie hat ihr gesamtes Hab und Gut verloren und ist mit Hilfe ihrer besten Freundin Feli nach England geflüchtet. Jetzt wird sie als Lehrerin am renommierten Linden Gymnasium aufgenommen. Aufgrund des Mangels an Lehrkräften und Schulgebäuden wird auch die getrennte Unterrichtung aufgehoben, Koedukation, und ebenfalls Gymnasialschüler:innen und Hauptschüler:innen zusammengesteckt, was einigen aus der alten Garde nicht passt. Vor allem jenen, die ein Elitedenken besitzen und dem Hitler Faschismus nahe standen.
Der Rektor warnt Stella jedoch davor, dass es immer noch Nazis unter den Lehrkräften gibt. Die Tarnnazis! Parteibuch verbrannt und so tuend als ob sie nichts damit zu tun hatten. Stella dagegen ist ein Fan der Reformpädagogik, konnte in England damit ihren Schüler:innen helfen und versucht dies auch in der Heimat einzubringen.
Selbst 20 Jahre nach dem Ende des Nationalsozialismus in Deutschland wurden noch Kinder in den Schulen geschlagen und gemaßregelt. Erst mit der Reform durch die '68er' wurden auch Nazi – Lehrkräfte in Deutschland aus den Schulen verbannt.
Der Roman ist nicht einfach zu lesen. Und oft, wenn Stella mit ihren Nazi Kollegen, die noch in der alten menschenfeindlichen Ideologie verharren, konfrontiert ist (wie Kinder zu erziehen sind), dann bewundere ich die Heldin Stella, die bei so roher Frechheit und Dummheit der Ewiggestrigen so ruhig bleibt und ihre pädagogischen Ansätze verteidigt.
Das Leben, dass Stella nach ihrer Rückkehr nach Wien führt, ist ein einziger Kampf gegen die Gedanken an die Vergangenheit, ihre Eltern, ihre Schwester (vergast). Und doch auch so schöne Momente, wenn langjährige Freunde und Bekannte Stella herzlich aufnehmen. „Jetzt, wo du da bist, ist der Krieg wirklich vorbei“, die Mutter von Stellas bester Freundin Feli.
Vom Stil her bringt die Autorin viele österreichische Begriffe ein, was das Buch sehr authentisch macht. Zudem werden interessante Örtlichkeiten beschrieben und viel Lokalkolorit eingearbeitet. Ich vermute, dass Beate Maly gründlich recherchiert hat, a) zu Stella Klein-Löw und b) zu den Auswirkungen des Zweiten Weltkrieges und der NaziZeit auf Wien.
So wird zum Beispiel der Ort Stammerdorf erklärt, der am Bisamberg liegt, einer Weinregion mit vielen 'Heurigen'. Der Ort wurde 1938 von Wien eingemeindet. Es kommt der Begriff 'Kellergassen' vor, den ich zuerst einmal nachgeschlagen habe: Das sind Straßen, wo Weinkeller und Presshäuser lagen (meist sogar in einer Hohlgasse), der Begriff wird überwiegend in Österreich benutzt. Das ist das Schöne, das auf diese Weise gut Lokales inkludiert wird.
Das Umschlagbild ist nicht besonders auffallend, aber oft werden für historische Bücher genau solche Titelbilder arrangiert. Wer historische Romane bevorzugt ist wohl bereits auf die etwas schlichteren Umschlagbilder abonniert.
Das Epigraph von Stella Klein-Löw ist großartig! Der Roman stellt ihr Leben dar, wird aber nicht als Biografie gehandelt. Die Autorin nimmt sich wohl einige fiktive Freiheiten. Trotzdem lehnt sich in weiten Strängen das Geschehen an das von Stella Klein – Löw, geborene Herzig. Die Autorin Beate Maly schreibt kritische, aber dabei auch höchst unterhaltsame Romane in diese Richtung. Eine hervorragende Autorin, deren Texte nicht nur gut geschrieben sind, sondern auch sehr eindrücklich. Die Geschichte hört sich so an, als ob die Autorin mit Menschen gesprochen hat, die das damalige Trümmerwien überlebten. Es ist eine herzerweichende Geschichte und es tut richtig weh, vor allem für Menschen, die selbst solche Situationen erlebten. Erst am Schluss in der Danksagung enthüllt Frau Maly, dass der Roman inspiriert wurde durch das Leben der Pädagogin und Politikerin Stella Klein-Löw.
Das Buch 'schreit' nach einer Fortsetzung, denn das Leben von Stella Herzig wurde noch viel aufregender …. (laut dem Wikipedia Eintrag zu Stella Klein-Löw). Natürlich eine große Empfehlung für diejenigen, die sich für die zeitgenössische Geschichte zu einer starken Persönlichkeit interessieren.
Stella, als Jüdin einst verjagt, mit Lehrerin Erfahrung in England, kehrt in ihre Heimat, das in Trümmern liegende Wien, zurück. Zeitpunk: Die alliierte Besetzung nach dem zweiten Weltkrieg.
Es ist ein Roman über eine wichtige Phase der Demokratie: Europa nach 1945. Teile der faschistischen Kriegsparteien sind besetzt. Deutschland, Österreich. Auch Wien ist viergeteilt – die Siegermächte haben Stadtsektoren eingeteilt. Im russischen Bereich klappt es nicht gut, die Russen nehmen der Bevölkerung vieles weg (Russland war ausgeblutet vom langen Krieg, den russischen Menschen ging es noch nie besonders gut, während die amerikanischen Streitkräfte aus den USA gut versorgt wurden).
Die Hauptdarstellerin, Stella Herzig, kehrt in eine zerstörte Stadt zurück. Sie war einst eine ambitionierte Studentin in der ehemals so liberalen Stadt Wien. Die Nazis haben ihre Existenz vernichtet, ihre Verwandten wurden getötet, sie hat ihr gesamtes Hab und Gut verloren und ist mit Hilfe ihrer besten Freundin Feli nach England geflüchtet. Jetzt wird sie als Lehrerin am renommierten Linden Gymnasium aufgenommen. Aufgrund des Mangels an Lehrkräften und Schulgebäuden wird auch die getrennte Unterrichtung aufgehoben, Koedukation, und ebenfalls Gymnasialschüler:innen und Hauptschüler:innen zusammengesteckt, was einigen aus der alten Garde nicht passt. Vor allem jenen, die ein Elitedenken besitzen und dem Hitler Faschismus nahe standen.
Der Rektor warnt Stella jedoch davor, dass es immer noch Nazis unter den Lehrkräften gibt. Die Tarnnazis! Parteibuch verbrannt und so tuend als ob sie nichts damit zu tun hatten. Stella dagegen ist ein Fan der Reformpädagogik, konnte in England damit ihren Schüler:innen helfen und versucht dies auch in der Heimat einzubringen.
Selbst 20 Jahre nach dem Ende des Nationalsozialismus in Deutschland wurden noch Kinder in den Schulen geschlagen und gemaßregelt. Erst mit der Reform durch die '68er' wurden auch Nazi – Lehrkräfte in Deutschland aus den Schulen verbannt.
Der Roman ist nicht einfach zu lesen. Und oft, wenn Stella mit ihren Nazi Kollegen, die noch in der alten menschenfeindlichen Ideologie verharren, konfrontiert ist (wie Kinder zu erziehen sind), dann bewundere ich die Heldin Stella, die bei so roher Frechheit und Dummheit der Ewiggestrigen so ruhig bleibt und ihre pädagogischen Ansätze verteidigt.
Das Leben, dass Stella nach ihrer Rückkehr nach Wien führt, ist ein einziger Kampf gegen die Gedanken an die Vergangenheit, ihre Eltern, ihre Schwester (vergast). Und doch auch so schöne Momente, wenn langjährige Freunde und Bekannte Stella herzlich aufnehmen. „Jetzt, wo du da bist, ist der Krieg wirklich vorbei“, die Mutter von Stellas bester Freundin Feli.
Vom Stil her bringt die Autorin viele österreichische Begriffe ein, was das Buch sehr authentisch macht. Zudem werden interessante Örtlichkeiten beschrieben und viel Lokalkolorit eingearbeitet. Ich vermute, dass Beate Maly gründlich recherchiert hat, a) zu Stella Klein-Löw und b) zu den Auswirkungen des Zweiten Weltkrieges und der NaziZeit auf Wien.
So wird zum Beispiel der Ort Stammerdorf erklärt, der am Bisamberg liegt, einer Weinregion mit vielen 'Heurigen'. Der Ort wurde 1938 von Wien eingemeindet. Es kommt der Begriff 'Kellergassen' vor, den ich zuerst einmal nachgeschlagen habe: Das sind Straßen, wo Weinkeller und Presshäuser lagen (meist sogar in einer Hohlgasse), der Begriff wird überwiegend in Österreich benutzt. Das ist das Schöne, das auf diese Weise gut Lokales inkludiert wird.
Das Umschlagbild ist nicht besonders auffallend, aber oft werden für historische Bücher genau solche Titelbilder arrangiert. Wer historische Romane bevorzugt ist wohl bereits auf die etwas schlichteren Umschlagbilder abonniert.
Das Epigraph von Stella Klein-Löw ist großartig! Der Roman stellt ihr Leben dar, wird aber nicht als Biografie gehandelt. Die Autorin nimmt sich wohl einige fiktive Freiheiten. Trotzdem lehnt sich in weiten Strängen das Geschehen an das von Stella Klein – Löw, geborene Herzig. Die Autorin Beate Maly schreibt kritische, aber dabei auch höchst unterhaltsame Romane in diese Richtung. Eine hervorragende Autorin, deren Texte nicht nur gut geschrieben sind, sondern auch sehr eindrücklich. Die Geschichte hört sich so an, als ob die Autorin mit Menschen gesprochen hat, die das damalige Trümmerwien überlebten. Es ist eine herzerweichende Geschichte und es tut richtig weh, vor allem für Menschen, die selbst solche Situationen erlebten. Erst am Schluss in der Danksagung enthüllt Frau Maly, dass der Roman inspiriert wurde durch das Leben der Pädagogin und Politikerin Stella Klein-Löw.
Das Buch 'schreit' nach einer Fortsetzung, denn das Leben von Stella Herzig wurde noch viel aufregender …. (laut dem Wikipedia Eintrag zu Stella Klein-Löw). Natürlich eine große Empfehlung für diejenigen, die sich für die zeitgenössische Geschichte zu einer starken Persönlichkeit interessieren.