Die Unbestechliche

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leseratte123 Avatar

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"Die Unbestechliche" von Waltraud Horbas und Maria von Welser zeichnet ein eindrückliches Bild der Journalistin Alice, die in den 1960er Jahren in München arbeitet und trotz zahlreicher Hindernisse versucht, sich als Frau in einer männerdominierten Branche zu behaupten. Der Roman bietet einen spannenden Einblick in die Welt des Journalismus und behandelt gleichzeitig gesellschaftlich relevante Themen wie Sexismus und Unterdrückung.

Die Geschichte beginnt mit dem Einstieg der 21-jährigen Alice in ein Volontariat bei einem Lokalblatt. Von Anfang an wird deutlich, dass Alice es nicht leicht hat: Sexismus und Macho-Gehabe sind an der Tagesordnung. Ihre Arbeit wird zusätzlich erschwert, als sie an einen cholerischen Chef gerät, der seine Untergebenen drangsaliert. Trotzdem lässt sich Alice nicht unterkriegen und findet Unterstützung bei den wenigen anderen Frauen in der Redaktion. Diese Solidarität unter den Frauen wird immer stärker, je rauer das Arbeitsklima wird.

Mit Fleiß und Talent arbeitet sich Alice langsam nach oben, doch ihr größtes Projekt – eine Reportage über die Frau eines Politikers – fordert sie auf eine harte Probe. Als die politische Ehefrau kurz darauf Selbstmord begeht, kann Alice nicht mehr loslassen. Sie will der Frau, die ein Leben lang zum Schweigen gebracht wurde, endlich eine Stimme geben.

Die Autorinnen Horbas und von Welser schaffen es, eine eindringliche und mitreißende Atmosphäre zu schaffen. Der Leser fühlt sich in die Zeit der 1960er Jahre zurückversetzt und kann die Frustration und den Kampfgeist von Alice nachvollziehen. Besonders gelungen ist die Darstellung der solidarischen Beziehungen zwischen den Frauen, die sich in einer schwierigen Arbeitsumgebung zusammenraufen und unterstützen.

Der Schreibstil ist flüssig und leicht verständlich, was dazu beiträgt, dass man schnell in die Geschichte eintaucht. Die Charaktere sind lebendig und vielschichtig, wodurch man sich mit ihnen identifizieren und mit ihnen mitfiebern kann. Vor allem Alice als Hauptfigur wird liebevoll und detailreich gezeichnet, sodass man ihre Entwicklung und ihre Kämpfe hautnah miterlebt.

Ein weiterer Pluspunkt des Buches ist die Themenvielfalt. Neben dem Kampf gegen Sexismus und Unterdrückung werden auch gesellschaftliche Zustände, politische Intrigen und die Rolle der Medien aufgegriffen. Dadurch wird die Geschichte nicht nur spannend und unterhaltsam, sondern auch hochaktuell.

Insgesamt ist "Die Unbestechliche" eine beeindruckende Lektüre, die den Leser fesselt und zum Nachdenken anregt. Mit einer starken Protagonistin und einer brisanten Story bietet das Buch eine Mischung aus Spannung, Drama und gesellschaftlicher Relevanz. Eine klare Empfehlung für alle, die sich für starke Frauenfiguren, den Journalismus der 1960er Jahre und gesellschaftliche Themen interessieren.