Geschichte wiederholt sich

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Im Mittelpunkt der Handlung steht Alice, die 1968 für ihren Traum kämpft, Journalistin zu werden, obwohl sie jung geheiratet und eine Tochter bekommen hat, was damals noch viel schwieriger mit der Berufstätigkeit vereinbar war als heute. Denn schafft sie es, einen Volontariatsplatz in München zu bekommen und sich, auch mit Unterstützung der wenigen anderen weiblichen Mitarbeiterinnen, sich gegen die skeptischen und dominanten Männer zu behaupten und sich selbst treu zu bleiben. Dafür muss sie aber natürlich auch viele Entbehrungen auf sich nehmen.

Ich fand es sehr interessant, in die politisch und gesellschaftlich sehr ereignisreiche Zeit ab 1968 abzutauchen. Viele wichtige, und auch manche mittlerweile etwas in Vergessenheit geratene, Ereignisse eines Abschnittes wurden zu Beginn im Nachrichtenstil wiedergegeben, was sehr hilfreich war, um die Erinnerung aufzufrischen und alles richtig einordnen zu können. Dabei habe ich auch festgestellt, dass so einiges, was Alice und ihr Umfeld damals beschäftigte, auch in letzter Zeit wieder aktuell war. Krankheitswellen, Flutkatastrophen, das Attentat auf Israelis bei den Olympischen Spielen durch Palästinenser, mangelndes Vertrauen der Bevölkerung in Politik und Presse, das Einsparen von Öl und (leider nur damals) damit verbundene autofreie Sonntage auf den Autobahnen, etc. Und auch die Gleichberechtigung von Mann und Frau ist immer noch Thema. Das fand ich aus heutiger Perspektive alles sehr interessant. Alice als Hauptperson, die von Maria von Welser, inspiriert ist, war mir sehr sympathisch, wie sie ihren Weg geht, ohne sich unfairer Mittel zu bedienen. Der Schreibstil der Autorin war gut lesbar und man kann sich auch ohne große
Kenntnisse der jüngeren deutschen Geschichte gut zurechtfinden und die Zusammenhänge verstehen.