Journalismus in den 70ern

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hundeliebhaberin Avatar

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"Die Unbestechliche" erzählt, basierend auf den journalistischen Erinnerungen Maria von Welsers, vom Journalismus in den späten 60ern und 70ern. Alice weiß schon immer, dass sie Journalstin werden möchte und beginnt mit 21 endlich ein Volontariat bei einer Lokalzeitung in München. Im Laufe der Jahre wechselt sie das Ressort hin zum Sport. Als junge Frau und Mutter muss sie nicht nur ihr Privatleben gut organisieren, sondern sich als Journalstin unter den Männern durchsetzen und sich ihren Platz im sexistischen Arbietsumfeld immer wieder erkämpfen. Sie ergattert immer wichtigere Aufträge und Reportagen und erarbeitet sich ihre Karriere. Dabei kämpft sie gegen einen dominanten und cholerischen Chef, der die Mitarbeitenden immerzu drangsaliert. Die Frauen im Ressort verbünden sich, halten zusammen und unterstützen sich dabei, im rauen Arbeitsklima standzuhalten. Ein Interview und ein kurz darauf geschehener Todesfall lässt sie nicht mehr los, sodass Alice ihre aktuelle Lebenssituation infrage stellt.

"Die Unbestechliche" bezieht in den Ausführungen über Alices Zeit im Journalismus der späten 60er und 70er Jahre auch die historischen Ereignisse mit ein, was das Zeitgeschehen gut einfängt und die Darstellungen im Ressort und das allgemeine Mindset in der Medienlandschaft zu der Zeit untermauern. Durch den ruhigen Erzählstil und die detaillierten Ausführungen plätschert das Geschehen streckenweise dahin, an einigen Stellen entsteht kurzzeitig Spannung, die verflachte für mich jedoch recht schnell wieder.
Ich habe einen gesellschaftskritischen, enttarnenden Roman erwartet, der mich vollständig in seinen Bann zieht und mich vollkommen fesselt. Durch die Längen und das langsame Tempo war er weniger packend als gedacht, jedoch eine gute Darstellung über eine starke Protagonistin, die sich immer wieder behauptet.