Mutig das eigene Leben in die Hand nehmen

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damelilli Avatar

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Das ist die Geschichte einer jungen Frau, die weiß, was sie will und ihr Leben in den 60er und 70er Jahren mutig anpackt. Alice ist schon als Kind fasziniert von Nachrichten und möchte unbedingt Journalistin werden. Sie beginnt ein Volontariat bei einer Regionalzeitung und versucht, Familie und Beruf unter einen Hut zu bringen. Es ist nicht leicht für sie, im männerdominierten Journalismus Fuß zu fassen. Jedoch meistert sie schwierige Aufträge, weil sie hartnäckig und begabt ist.
Ihr Berufsweg führt sie nach München, wo sie in den Bereichen Kultur und schließlich Sport arbeitet, gerade zu der Zeit, als dort die olympischen Spiele stattfinden. Sie muss sich an einen cholerischen Chef anpassen. Durch die Freundschaft mit anderen Frauen findet sie Unterstützung, auch bei privaten Problemen.
Das Buch habe ich gerne gelesen, weil Alice als authentische Frauenfigur geschildert ist. Sie liebt ihren Beruf, hat ihre eigenen Vorstellungen, die sie auch konsequent und mit Ehrgeiz umsetzt. Beim Schreiben ihrer Reportagen macht sie sich Gedanken über Objektivität und Subjektivität und kämpft darum, wichtige Aspekte unterzubringen, die den Blickwinkel von Frauen beinhalten. Als Ehefrau und Mutter steht sie im Zwiespalt, die Rollenklischees zu erfüllen oder beruflich vorwärtszukommen. Die Schilderung dieses Konflikts und wie sie lernt, die Mutterrolle und die Rolle der Journalistin für sich zu vereinbaren sind für mich das fesselnde und bereichernde Kernstück des Buches.
Der Titel „Die Unbestechliche“ wird dem nicht gerecht und führt zunächst etwas in die Irre, da er andere Lese-Erwartungen weckt. Auch der Rahmen der Handlung wirkt für mich manches Mal etwas zu eingängig und gefällig. Unwillkürlich fragt man sich während der Lektüre, was Realität und was Fiktion ist. Im Nachwort gibt Maria von Welser dazu einige aufschlussreiche Erklärungen. Für mich bleibt die Frage, warum die Romanform gewählt wurde und keine Autobiografie mit dem Titel „Journalistin aus Leidenschaft“ entstanden ist. Dies wäre aus meiner Sicht dem Inhalt angemessener.
Insgesamt bekommt das Buch von mir eine Leseempfehlung. Es ist spannend, zu lesen, wie eine junge Frau zu der damaligen Zeit ihren Weg geht und lernt, Kinder und Beruf zu vereinbaren. Das kann auch heute noch Mut geben.