Zeitgeschichte aus weiblicher Sicht

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Im Mittelpunkt des Romans „Die Unbestechliche“ von Maria von Welser und Waltraud Horbas steht Alice Meißner, eine junge alleinerziehende Journalistin, die Ende der sechziger Jahre in der Lokalredaktion im kleinen Miesbach ihre journalistische Ausbildung absolviert, um dann nach München zu wechseln und dort -etwas unfreiwillig - vom Kulturressort in die Sportberichterstattung. Überall trifft sie auf eine männerdominierte Welt und muss stets die Balance zwischen Selbstbewusstsein und Anpassungsfähigkeit finden, um ihren Weg gehen zu können.

Für mich war es reizvoll, diese quasi biographische Geschichte zu lesen, die in einer Zeit spielt, in der meine Mutter noch ein Kind war: Von Studentenunruhen, kaltem Krieg, Ölkrise, deutschem Herbst und RAF habe ich zwar im Geschichtsunterricht gehört, aber dieses aus der Perspektive einer jungen Frau miterleben zu können, hat mir die Dinge viel nähergebracht. Auch die detailliert geschilderten Erfahrungen Alices mit ihren diversen Chefs – vom väterlich-strengen Lehrmeister Zeißler bis zum cholerischen Herrn Horst sowie ihre Probleme mit der Vereinbarkeit von Beruf und Mutterschaft waren interessant und meinen eigenen heutigen Erfahrungen überraschend ähnlich. Schließlich fand ich auch die Gedankengänge der jungen Frau zum Thema Wahrheit und Meinungsbildung sehr spannend. Daher eine rundum interessante Lektüre!