Eine tragische Heldin, die mich leider nicht überzeugt hat

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sommerlese Avatar

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Im Ullstein Verlag erscheint Fran Littlewoods Roman "Die unglaubliche Grace Adams".

Grace Adams ist an einem heißen Sommertag mit dem Auto auf dem Weg zur Geburtstagsfeier ihrer Tochter Lotte, doch sie kommt einfach nicht weiter, lange Staus halten sie auf und so schlägt sie sich zu Fuß durch. Dabei läuft sie sich nicht nur Blasen, sie lässt auch die vergangenen Lebensjahre Revue passieren. Und diese Zeit war nicht sehr einfach, deshalb ist die Familie auch daran zerbrochen.

Bei diesem Roman war ich gespannt, was ich über die "unglaubliche" Grace Adams erfahren würde. Die Handlung fängt schon sehr interessant an, in Rückblenden wird man über Vorgänge und Erlebnisse in der Vergangenheit informiert und kann sich im Lauf der Handlung allmählich ein Bild über Graces Leben machen.

Als sensationelles Sprachtalent hatte Grace Adams eine unglaubliche Karriere vor sich, sie hatte eine Stelle als Moderatorin in einer Fernseh-Show. Wenn man so will, war sie ein Shooting-Star, aber dann verliebte sie sich und eine ungewollte Schwangerschaft lenkte ihr Leben in eine andere Richtung. Inszwischen ist Grace 45 Jahre alt, unglücklich mit ihrem Äußeren, sie steht vor den Wechseljahren und lebt verlassen von Mann und Tochter und fühlt sich schrecklich allein. Sie wünscht sich ihr altes Leben zurück.

Die Geschichte wird sehr locker mit absurden Situationen und umgangssprachlichen Dialogen erzählt, die Sätze wirken kurz und dadurch etwas abgehackt und der Erzählstil ist recht einfach gehalten.

Die inhaltliche Ausarbeitung bringt tiefer gehende Themen mit sich und lässt Einblicke in Graces Leben zu, die ihr Verhalten besser verstehen lassen. Aber trotzdem konnte mich die Geschichte stellenweise nicht richtig fesseln und die vielen nicht immer klar einzuordnenden Zeitsprünge haben es mir zusätzlich schwer gemacht.

Da die Gründe für die Risse in der Familie erst zum Ende der Geschichte richtig aufgelöst werden, konnte ich auch nicht so richtig mit Grace mitfühlen. Und ich habe es nicht verstanden, dass in der Familie so wenig über die Probleme gesprochen wurde.

Was mich berührt hat, ist die Tatsache, wie Grace versucht, sich durch die Schwierigkeiten mit ihrem Mann, ihrer zerbrochenen Ehe, der Beziehung zu ihrer Tochter und der verpatzten Karriere hindurch zu kämpfen. Aber wenn man dabei die eigene Trauer und Gefühle ignoriert, kann das einfach nicht gut gehen. Und man erfährt auch, was sie selbst getan hat, dass die familiäre Situation nicht mehr funktionierte.

Der Roman spricht wichtige Themen an, die mich nachdenklich gemacht haben. Doch die zeitlichen Sprünge und die vielen Nichtigkeiten haben es mir sehr schwer gemacht, bis zum Ende an Grace Adams Seite zu bleiben.


Ein turbulenter Roman, der mit einem Mix aus Tiefgründigkeit, Humor, Alltagsleben und Trauer aufwarten kann. Leider wirkt er durch die zeitlichen Sprünge manchmal etwas verworren.