Grace hat Probleme. Sehr viele. Ihre Ehe ist nicht das, was sie sich vorgestellt hat. Ihre Tochter Lotte ist groß und schön und noch nicht ganz 16 Jahre alt und ganz und gar nicht die, für die Grace sie gehalten hat. Sie erinnert sich immer wieder an die Menschen, die sie einmal geliebt hat - an ihren unterstützenden Ehemann, an die achtjährige Lotte, deren Mutter ihre Heldin war, an diese Menschen, bevor sie alle um dieselben Geheimnisse herumschlichen. Sie vertraut den Erinnerungen, nur mit der Gegenwart kommt sie nicht zurecht und reagiert immer unberechenbarer auf ein Leben, das für sie keinen Sinn mehr ergibt. Denn für ihre Familie würde sie alles tun, auch sich völlig verrenken. Wie auch immer das aussehen mag.
Es ist ein Buch, wie ich es noch nie gelesen habe. Es hat mich erst in der zweiten Hälfte richtig gefesselt, und dann konnte ich einfach nicht mehr aufhören. Um ehrlich zu sein, mochte ich Grace in der ersten Hälfte nicht besonders. Aber ich glaube, das war genau der Punkt. Sie ist ein unwahrscheinlicher Charakter, eine unwahrscheinliche Person, mit einer Reihe von Eigenschaften, die es schwierig machen, mit ihr umzugehen, sowohl als Partner als auch als Elternteil. Bei der Bewältigung der massiven Probleme, die sie im Laufe dieses Buches mit ihrer Familie hat, macht Grace eine große Entwicklung durch. Und wir, die Zuhörer, haben die Möglichkeit, jemandem so nahe zu sein, der so viele Emotionen in sich trägt und diese nicht kontrollieren oder ausdrücken kann. Das kann eine unangenehme Lektüre sein, aber sie ist gut gemacht.
Ich bin nicht immer ein Fan der stilistischen Entscheidung, mehrere Zeitebenen zu verwenden, aber ich denke, hier funktioniert es, weil die Hauptfiguren im Laufe der Geschichte so oft traumatische Erinnerungen erleben. Das macht das Tempo ehrlich gesagt etwas hektisch, aber das war vielleicht beabsichtigt. Insgesamt haben mir der Schreibstil und die Erzählweise gefallen. Auch die psychische Gesundheit wird hier gut dargestellt.