Annäherung an einen berühmten Vater

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Linn Ullmann, Autorin des Romans "Die Unruhigen", ist Tochter zweier berühmter Eltern: Ingmar Bergman, hochverehrter Film- und Theaterregisseur und Liv Ullmann, nicht weniger bekannte Schauspielerin, die Bergman einst als seine "Stradivari" bezeichnete.
20 Jahre betrug der Altersunterschied zwischen den beiden sehr verschiedenen Persönlichkeiten, die nach ihrer Trennung auch weiterhin zusammen Filme drehten. Nie aber gab es für Linn Ullmann eine richtige Familie.

"Ich war sein Kind und ihr Kind, aber nicht beider Kind, es gab niemals uns drei; wenn ich in dem Bilderstapel blättere, der vor mir auf dem Tisch liegt, gibt es kein einziges Foto von uns drei zusammen. Sie und er und ich.
Diese Konstellation existiert nicht."

Jeden Sommer besucht Linn Ullmann ihren Vater in Hammars auf Farö , wohin er mit 47 Jahren kam und beschloss, ein Haus zu bauen; ein Haus, das im Laufe der Jahre in die Länge wuchs und wo er seine letzten Jahre verbringen sollte.

Als Bergman und seine Tochter schließlich beschließen, ein gemeinsames Projekt zu starten, bei dem Ullmann ihren Vater interviewt, ist es schon fast zu spät, denn der Vater leidet unter Demenz und findet oft nicht mehr die richtigen Worte, um sich mitzuteilen.

So hat Linn Ullmann aus den Fragmenten der eigenen Erinnerung und den Gesprächsaufzeichnungen einen 'Roman' geschrieben, der sich zwar schwerpunktmäßig mit dem Vater auseinandersetzt, der daneben aber auch Erinnerungen an ihre Mutter mit einschließt.

Herausgekommen ist ein Buch über die Mühsal des Älterwerdens, die Fremdheit zwischen Kindern und Eltern und den Versuch einer Annäherung an einen berühmten, aber schwierigen Vater.

Ich fand das Buch klug und berührend und Ingmar Bergman hat mich z.T. an meinen eigenen Großvater erinnert. Daher kann ich mir gut vorstellen, wie schwer es gewesen sein muss, solch einen Mann zum Vater gehabt zu haben.