Autobiografie oder Fiktion?

Voller Stern Voller Stern Voller Stern Voller Stern Leerer Stern
mianna Avatar

Von

In ihrem Roman erzählt Linn Ullmann von der Liebe zwischen Vater und Tochter, dem Erwachsen werden und Altern. Es geht auch um das Getrieben sein, die unruhige Liebe und unruhige Zeiten. Die Erzählung hat fiktive und autobiographische Anteile, kommt dem Leben der norwegischen Autorin nahe.

Der Roman ist mit den knapp 400 Seiten sehr umfassend. Das Thema des Alterns und der Beziehung zwischen Vater und Tochter ist sehr intensiv und spannend. Trotzdem braucht es Geduld die sich wiederholende und ausschweifende Erzählung zu verfolgen. Hilfreich sind die regelmäßigen Wechsel zwischen Fließtexten und Dialogen, die das Ganze auflockern. Die Dialoge aus den Interviews zwischen Tochter und Vater und die Ergänzungen in den Fließtexten durch die Tochter sorgen für ein rundes Bild des Ganzen.

Etwas störend ist die unklare Erzählperspektive. Teilweise wirken die Erzählungen autobiografisch, erzählt aus der Ich-Perspektive und dann wieder als würde eine dritte Person über das Mädchen/die Frau berichten. Dies ist verwirrend und macht es schwer die Geschichte einzuordnen. Ungewöhnlich ist außerdem, das die Hauptfiguren nicht bei ihren Namen genannt werden und so auf Distanz bzw. beliebig bleiben.

In jedem Fall ist die Erzählung berührend. Linn Ullmann versteht es die Hauptcharaktere einfühlsam und umfassend darzustellen. Mit der klaren, poetischen und gleichzeitig subtilen Sprache macht der Roman schon was her. Gleichzeitig ist der Text anspruchsvoll und herausfordernd mit seinen tiefgründigen Aussagen und der besonderen Sprache.

Ein nachdenklicher Roman zum Altern und der Beziehung zwischen Vater und Tochter. Poetisch und einfühlsam beschrieben, mit Tiefgang. Empfehlenswert.