Eine Tochter schreibt die Geschichte ihrer berühmten Eltern

Voller Stern Voller Stern Voller Stern Leerer Stern Leerer Stern
petris Avatar

Von

Leseproben sind eigentlich nicht so mein Ding. Im Normalfall entscheide ich mich für Bücher nach Autor*in, Verlag, Beschreibung, Empfehlung und auch nach Cover. Die Voraussetzung, um dieses Buch zu gewinnen, war aber, die Leseprobe zu lesen und zu bewerten. Sie gefiel mir hervorragend und so entschied ich mich mitzuspielen und hatte Glück.

Der Anfang war auch vielversprechend. Ich mochte die ersten Kapitel, in denen es in erster Linie um die Kindheit im Haus des berühmten Vaters ging. Obwohl autobiografisch ging hier die Romanform noch hervorragend auf. Und ich liebte den Schreibstil der Autorin. Auch die Vorblenden zu den Interviews mit dem alternden Regisseur fand ich interessant und gut gelungen.

Doch spätestens ab dem Kapitel „München“, in dem die Mutter in den Vordergrund gerückt wird, begann es langweilig und selbstverliebt zu werden. Ich hatte das Gefühl, die Autorin verlor die Distanz. Roman konnte man das nicht mehr nennen. Und auch wenn Menschen berühmt sind, nicht alles, was sie erleben ist auch interessant. Wie eine andere Rezensentin schon vor mir meinte, es wurde banal. Eine selbstverliebte Schauspielermutter, ein vernachlässigtes und gleichzeitig verzogenes und verwöhntes Kind, das ist zu wenig Stoff für einen Roman. Am Ende gibt es wieder Stellen, vor allem, wenn es um das Sterben des Vater ging, die ich wieder sehr gelungen fand. Allerdings fanden die Sprünge in keinen Rhythmus, vieles wirkte unmotiviert. Ich weiß schon, dass die Autorin damit die Sprunghaftigkeit der Erinnerung andeuten wollte, aber das hätte man auch verstanden, wenn es mehr Struktur gegeben hätte.

Eigentlich hätte ich es wissen sollen, autobiografische Romane funktionieren für mich ganz selten, weil es einem*r Autor*in fast nie gelingt, im Schreiben die Distanz zu sich selber und zur Familie zu wahren. Auch im Leben berühmter Menschen gibt es viel Alltag und Banales. Und die hohe Kunst, Alltägliches spannend zu erzählen, gelingt meist nicht.

Leider nicht mein Buch. Aufgrund der schönen Sprache und der einzelnen, sehr gelungenen Kapitel gibt es dennoch drei Sterne!