Kaffeekränzchen

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„Die Unruhigen“ ist die Geschichte einer Familie, deren Vater vielen Frauen und viele Kinder hatte. Die jüngste Tochter zeichnet Gespräche mit dem über 80-Jährigen auf, aus denen ein gemeinsames Buch über das Altern entstehen soll.
Auch wenn dieses Werk als Roman bezeichnet wird, geht es um die Familie der Autorin Linn Ullmann, Tochter von Liv Ullmann und Ingmar Bergman. Und somit verschwimmen die Grenzen zwischen Fiktion und Biografie. „Um über wirkliche Personen zu schreiben wie Eltern, Kinder, Geliebte, Freunde, Feinde, Onkel, Brüder oder zufällige Passanten, ist es notwendig, sie zu fiktionalisieren. Ich glaube, dies ist der einzige Weg, ihnen Leben einzuhauchen.“ Meist ist von „dem Mädchen“ in dritter Person die Rede, nicht einmal ihren Namen offenbart Ullmann und gaukelt uns eine ersponnene Geschichte vor, während ihr Vater durchaus seine Rolle als bekannte Persönlichkeit spielt.
Inhaltlich erwartet den Leser eine Sammlung von Episoden aus verschiedenen Zeiten kombiniert mit der Transkription der aufgezeichneten Gespräche. Erstere spiegeln die Beziehung zu den Eltern wider, wie Termine des Kinds mit dem Vater oder das Aufwachsen mit Kindermädchen, während die Mutter unterwegs ist. Letztere zeigen die zunehmende Verwirrtheit des alten Mannes und den Versuch der Tochter, ihm die Struktur zurückzugeben, die sie von ihm als Kind bekam.
Wie bei einem Familienkaffeekränzchen werden manche Details mitunter mehrfach thematisiert und verstärken so die persönlichen Einblicke und das Gefühl, die Protagonisten zu kennen. Sprachlich sehr angenehm zu lesen, ist dieses Buch jedem ans Herz zu legen, der sich auf eine persönliche Geschichte mit freier Struktur einlassen möchte.