Vom Leben und Lieben...

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melanie.e Avatar

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"Wir waren immer geschickter darin gewesen, uns zu verabschieden, als uns zu begegnen.“

Es ist die (Lebens-)Geschichte eines Mädchens/ einer jungen Frau/ einer Frau, die mit dem Vater, dem berühmten Filmregisseur, beschlossen hatte, gemeinsam ein Buch zu verfassen - ein Buch über das Alt-werden und über das Leben, während man alt wird. Und dann, ganz plötzlich, ganz unerwartet und gleichzeitig völlig vorhersehbar verstirbt der Vater. Und die Tonaufnahmen, bleiben eine lange, lange Zeit erst einmal ungehört…
Unterschiedliche Erzählperspektiven sowie Formen des Erzählens mischen sich kunstvoll in einem literarischen Geflecht, das auch durchaus an die Unruhe des Lebens und des Er-lebens, an die Unruhe des Erwachsenwerdens und an die Unlinearität der Erinnerungen erinnert. Mal wird über „das Mädchen“ gesprochen, mal schreibt das Mädchen, das schon längst eine junge Frau geworden ist, von sich selbst; mal wird dies gebrochen von Dialogen zwischen ihr und dem Vater. Die Erzählpersepektiven wechseln sich ab, die Handlung bricht, wird an einer anderen Stelle fortgesetzt - als „Genre überschreitender Roman“, wird er auch im Klappentext bezeichnet, was - wie ich meine- ganz gut beschreibt, wie viele unterschiedliche Themen behandelt werden, die im Großen und Ganzen das Leben der Protagonistin ausmachen: Die Liebe zur Mutter, die Liebe zum Vater - die zwei getrennte Lieben sind, jeweils einer Person gelten, keine „Liebe zu den Eltern“, sondern aufgrund der Distanz immer eine Liebe zu jeweils einer Person - und schließlich auch die Liebe, die einst da war zwischen der Mutter und dem Vater.
Und dennoch ist es ein sehr ruhiges Buch, keine über-dramatischen Szenen, keine über-großen Ereignisse, auf die das Buch hinaus will. Zahlreiche detailvoll geschilderte Sätze, die so schön sind, dass man sie unterstreichen und hervorheben muss, sich am liebsten nochmals laut vorliest, weil sie so poetisch schön sind. 
Ein wirklich fein durchdachtes und sehr ästhetisches Buch, für das man sich am besten ganz viel Ruhe und Zeit nimmt, damit man es erst wirklich richtig fassen kann.