Mal was anderes!

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laraesia Avatar

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Vincent, Danny und Poppy sind drei Geschwister im Teenie-Alter, die in den 70ern in Kalifornien aufwachsen. Nur Vincent wird das Jahr 1975 überleben – Poppy und Daniel werden grausam ermordet. Vincent wird der beiden Morde verdächtigt, schweigt aber zu den Vorwürfen und hat auch ein Alibi – letzten Endes gibt es also keine eindeutigen Beweise. Olivia, seine Tochter, leidet seit ihrer Kindheit unter diesen in ihrem Heimatort immer noch schwelenden Verdächtigungen und hat auch sonst ein eher schwieriges Verhältnis zu ihm – sie bricht schon als Teenie jeden Kontakt zu ihm ab.

Im Jahr 2025 – aus Olivia ist eine erfolgreiche Ghostwriterin geworden, die aber in einer prekären finanziellen Lage steckt – sieht sie sich gezwungen, im Auftrag ihres Vaters seine Memoiren zu schreiben. Ihr Vater ist unheilbar an einer Form der Demenz erkrankt und möchte endlich sein 50 Jahre währendes Schweigen brechen. Dieser Job wird für beide, Vater und Tochter, nicht nur der vorsichtige Neubeginn ihrer Beziehung zueinander, sondern auch der Start einer Reise in die Vergangenheit des Jahres 1975 mit seinem düsteren Ende.

Ein super spannender Pageturner entwickelt sich aus diesem Setting. Kapitelweise wechseln nicht nur die Jahre (1975 und 2025), sondern auch die Perspektiven – mal spricht Poppy, mal Vincent, mal Olivia. So kommen immer wieder neue Informationen ans Licht, die immer wieder zu neuen Plot Twists führen. Dabei ist man aber als Leser nie zu nah dran am Ausgang des Buches. Detailreich schildert die Autorin die 70er Jahre, und neben der Musik von damals sind auch gesellschaftliche Fragen wie die Rolle der Frau ein immer wiederkehrendes Thema. Unwillkürlich stellt man sich selbst, je mehr sich die Komplexität der Story entwickelt, beim Lesen Fragen wie: was aus meiner Vergangenheit bewahre ich selbst vor den in meinem Leben wichtigsten Menschen als Geheimnis? Sind Erinnerungen immer so eindeutig, oder bastelt man sich sein eigenes Narrativ zusammen? Schaffe ich es, bei neuen Informationen die Handlungen von Personen und meine Beziehung zu ihnen neu zu bewerten?

Was den Lesespaß etwas getrübt hat: Olivia bleibt als Charakter für mich eher blass . Sie und auch die anderen Akteure lassen in vielen teils hochdramatischen Situationen nahezu komplett Emotionen vermissen, was dazu führt, dass man nicht so mitfiebert, wie es die Story eigentlich hergeben würde, sondern eher distanziert bleibt. Auch gibt es an mehreren Stellen kleinere (eigentlich einfach zu vermeidende) Logikfehler.
In Summe aber trotzdem eine klare Leseempfehlung für alle, die spannende Familiengeheimnis-Geschichten mögen!