Deutsche Geschichte in 100 Jahren aus weiblicher Perspektive

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fiammetta Avatar

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Die Idee ist gut: Mitglieder der Familie Salz, angefangen bei Lola Rosa 1914 bis zu Tara 2017, allesamt Frauen, erzählen ihre Geschichte und gleich die der Familie Salz mit. Von Figur zu Figur, die spricht, wechseln die Erzählhaltungen und die Perspektiven, und wie das in jeder guten Familie so üblich ist, gibt es Geheimnisse, die bewahrt, und Traumata, die erlebt und weitergetragen werden. Natürlich sind die Mitglieder der Familie Zeugen zweier Weltkriege, die sie an unterschiedliche Orte der Welt bringen, aber der Anker ist und bleibt der Fürstenhof in Leipzig, seinerzeit das beste Hotel am Platze, verloren in der DDR-Zeit, wiedergewonnen nach der Wende. Die Frauen sind sehr unterschiedlicher Natur, manche sehen Gespenster und hören fatalerweise sogar auf sie, manche sehen ihren eigenen Schatten nicht, manche überleben nur mit einer gehörigen Portion Alkohol. Alle aber meistern ihren Alltag - irgendwie.
Und dennoch: Es ist zu viel. Was so interessant klingt und letztlich auch interessant ist, verlangt dem Leser viel ab. Immer wird noch etwas oben drauf gepackt, noch ein Nebenstrang erzählt, noch ein Geheimnis gelüftet. Daraus hätten gut und gerne vier Bücher gemacht werden können. Die hätte ich auch alle gerne gelesen - lieber als dieses eine überladene.