Eine etwas andere Familiengeschichte

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corsicana Avatar

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Der Beginn des Buches prägt sich sofort ein: Eine Enkelin schreibt über ihre Großmutter, dass diese zweimal stirbt - aber nach dem ersten Mal nicht tot war.

Und so skurril und abenteuerlich geht es zunächst weiter, als die Großmutter Lola Salz selbst aus ihrem Leben erzählt. Danach wechselt die Perspektive - und damit der Ton der Erzählung. Und dies wird mit jeder weiteren Person so sein, die die Geschichte der Familie weiter erzählt. Dadurch bleibt die Geschichte interessant und einige wichtige Geschehnisse werden aus verschiedenen Blickwinkeln beleuchtet.

Erscheint am Anfang vieles noch überspannt, so wird es im nächsten Teil dann trauriger und realistischer, danach bedrückender und noch später dann wieder anders exotisch. Und so entspannt sich eine sehr außergewöhnliche, manchmal gewöhnungsbedürftige Familiengeschichte, die mehr als ein Jahrhundert umfasst, von der Zeit vor dem 1. Weltkrieg bis in die Gegenwart (und mit einem Ausblick darüber hinaus).

Im Mittelpunkt der Geschichte stehen ein Hotel in Leipzig, das (zeitweise) in Familienbesitz ist und der Löwenbräukeller in München, der auch (zweitweise) in Familienbesitz war. Und rundherum entfalten sich skurrile, traurige, außergewöhnliche Geschichten rund um die Besitzerfamilie.

Am Anfang hatte ich noch den Eindruck, dass das Buch eher amüsante Unterhaltung bietet, ein wenig abgedreht und überdreht. Doch im Laufe der Zeit wurde es dann tragischer und trauriger und zeitweise auch sehr bedrückend. Eigentlich logisch - wie sollen zwei Weltkriege und der Verlust von Menschen, Heimat und Existenzgrundlage auch amüsant erzählt werden können. Als dann aber noch massive (ich nenne es mal phantastisch-psychische) Außergewöhnlichkeiten dazukamen, fiel mir das Lesen zunehmend schwerer.
Die Abgründe und Verhaltensweisen einiger Protagonisten waren schon sehr speziell - ich persönlich hatte schon meine Probleme damit.

Trotzdem ist es ein interessantes Buch, das gut konzipiert ist und interessante Perspektiv-Wechsel und eine sehr eigene Art des Erzählens beinhaltet.
Besonders ist auch die Verwendung von Symbolen, besonders (und auch besonders verstörend) die Verwendung von "Schatten" - angefangen vom Schattenriss über die Schatten, die jeder Mensch wirft - oder eben nicht.