Keine schöne Familiengeschichte

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rebekka Avatar

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Eins sei mal schon vorweg gesagt: Dieses Buch ist eine Mogelpackung. Zum einen, weil die Mitglieder der Familie Salz nicht, wie im Titel behauptet, unsterblich sind. Sie leben weder ewig noch sind sie so bedeutend oder eindrucksvoll, dass man sie nie wieder vergessen kann. Durch die Bank weg sind sie dagegen eins: wegen traumatischer Erlebnisse, schierer Bosheit oder Erziehungsfehlern psychisch erheblich gestört. Dass die meisten von ihnen auch noch schrecklich unsympathisch sind, macht die Sache nicht besser.
Eine Mogelpackung ist das Buch auch, weil die ersten Seiten etwas vorgaukeln, was der Rest der Geschichte nicht einhält. Christopher Kloeble beginnt mit dem Satz „Meine Großmutter starb zwei Mal. Nur war sie nach dem ersten Mal nicht tot“. Ein gelungener Anfang für einen Familienroman, das muss man ihm zubilligen. Das Interesse des Lesers hat er damit geweckt. Auch die folgende Erzählung der im Koma liegenden 85jährigen Lola liest sich flüssig und leicht. Ihre Erinnerung an ihre Kindheit in München und die männermordende Tante Alli ist sogar ausgesprochen witzig formuliert und macht neugierig auf den Rest der Geschichte.
Danach ist aber leider Schluss mit lustig. Ein Familienmitglied nach dem anderen kommt zu Wort und führt die Erzählung, die 1914 beginnt und 2027 endet, auf seine eigene Weise weiter. Gefangene der eigenen Geschichte, reihen sie ein verstörendes Erlebnis ans andere, und keins davon macht Spaß zu lesen.
Wer also eine schöne, unterhaltsame, spannende Familiengeschichte sucht, sollte die Finger von diesem Buch lassen. Ich selbst habe es nur zu Ende gelesen, weil ich eine Rezension schreiben musste. Mitleid mit seinen Protagonisten hatte ich nur kurz, in der Passage, die Ende des zweiten Weltkrieges spielte. Weitere positive Gefühle konnte Christopher Kloeble mit seiner sehr kühlen und distanzierten Schreibweise nicht in mir wecken.