Licht und Schatten und am Ende die Frage: Was bleibt ?

Voller Stern Voller Stern Voller Stern Voller Stern Voller Stern
januar12 Avatar

Von

Die Protagonistin Lola Salz lebte von 1905 bis 2015 - ein langes Leben. In dem Roman "Die unsterbliche Familie Salz" dreht sich alles um das Leben der Familie Salz, angefangen von Lolas Eltern bis hin zu ihrer Urenkelin. Lola spielt dabei die Hauptrolle. Nicht immer, aber immer wieder geht es um ihr Leben. Dabei gibt es verschiedene Sichtweisen. Die Abschnitte werden von verschiedenen Progonisten erzählt, dabei wechselt auch der Sprachmodus, das macht es sehr authentisch.
So ist es Lola selbst, ihr Ehemann, ihre Tochter, ihre Enkelin und die Urenkelin, die hier zu "Wort" kommen.

Faszinierend dabei ist, dass es die Erlebnisse in jeder Generation anders interpretiert werden. Die Familie Salz hat von Anfang ein Problem: Die Familie. Es gibt viele Animositäten untereinander, die Familie ist - fast in jeder Generation - zerstritten. Es wird wenig miteinader gesprochen, jeder lebt sein Leben und gerade Lola ist es, die durch ihre schwere Kindheit und einschneidende Erlebnisse am Ende des Krieges, es auch nicht schafft ihren Kindern eine gute Mutter zu sein. Warum Lola so war, wie sie war, dass wird in den nachfolgenden Generationen nicht verstanden, weil Lola ihnen nichts erzählt und es ihnen auch nicht einfach macht. So wird vieles falsch interpretiert.

Es ist eine Geschichte voller Schatten - voller dunkler Ereignisse, die ihre Schatten werfen auf die nachfolgende Generation. Aber es geht auch um die Schattenbilder der Proganisten, angefangen mit den Scherenschnitten und den Erzählungen von Lolas Mutter, ziehen sich die Schatten durch diese Geschichte wie ein roter Faden.

Zitat S. 170: " Es ist vorbei....wir beide wissen: Nichts dergleichen geht je vorbei...Mann kann solche Dinge weder vergessen noch gänzlich überwinden.....Meine Methode ist eine andere: Ich schreibe. Auf Papier lässt sich Furchteinflössendes leichter bannen. Selbst Schatten werden bloß zu einem Acht-Buchstaben-Wort".

Der Anfang der Geschichte zieht sich ein wenig, doch ich hatte das Gefühl, dass es wie in einem Strudel, mich - je mehr ich gelesen hatte - immer mehr in diese Geschichte hinein gezogen hat.

Es geht auch um Ängste und hier darf ich mal den Satz auf Seite 257 zitieren:
" Angst ist etwas, das man hat oder nicht hat. Jeder trägt sie in sich. Man muss einfach aufpassen, dass sie nicht zu groß wird. "

Die meisten der Protagonisten hatben mit Angst zu kämpfen, die Ängste geben sie weiter, ertränken sie im Alkohol, sie zerbrechen daran. Am Ende jedoch gibt es einen Hoffnungsschimmer in einer neuen Generation.

Am Ende bleibt die Frage: Was bleibt von einem Menschenleben ?
Zitat S. 426: "Wir glauben Zusammenhänge zu erkennen, uns zu entwickeln, besser zu sein als jemals zuvor - und tappen damit in die gefährlichste aller Fallen: Wir verwechseln Glauben mit Wissen"
Am Ende ist alles Geschichte.


Fazit:
Eine Geschichte mit wenig Licht und voller Schattenseiten.
Eine Geschichte, die mich gefesselt hat.
Keine einfache Geschichte, aber eine, die mich gefesselt und fasziniert hat.