Schatten haben keinen Namen

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dicketilla Avatar

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Lola Rosa Salz stürzte an dem Tag, als ihr der Leipziger Fürstenhof wieder übertragen wurde.Seitdem liegt sie gefangen im Reich der Schatten, wie sie ihren komatischen Zustand gedanklich empfindet. Brabbelt unverständliche Worte, möchte unbedingt noch sagen, wie sie wirklich war. Erinnerungen kommen hoch.

"Wenn meine Kinder verstehen sollen, wer ich bin, wer ich wirklich bin, müsse sie erfahren, wie alles begann." ( S. 36 )

Es beginnt im Jahr 1914, Rosa gerade einmal 9, ein Wendepunkt für die Familie ansteht. Der Vater hatte ein Hotel in Leipzig erworben. Dort brachte er seinen Gästen mehr Freundlichkeit entgegen, als seiner Familie, die er wie Fremde behandelte. Die Mutter fertigte Schattenbilder an.

"Menschen waren gut darin, zu verbergen, wer sie waren und was in ihnen vorging - ihre Schatten dagegen erzählten eine andere, eine weitaus ehrliche Geschichte." ( S. 54 )

Als der ersehnte Stammhalter geboren wird, erkrankt die Mutter, wird unerreichbar für Lola Rosa, die sehr an der Mutter hängt.. Als sie diese von ihrem Leid befreit, wird sie in ein Kloster verbracht, bis sie endlich ihren Traum erfüllen kann, eine erfolgreiche Opernsängerin zu werden. Sie verläßt Leipzig, lebt in München glücklich mit ihrem Mann,ihren Kindern, bis sich ihr Leben durch den Kriegseinbruch dramatisch ändert.
Es ist eine Geschichte, die sich über verschiedene Zeitebenen verteilt. Besonders ergreifend waren für mich die Schilderungen der Jahre 1944/45 , in denen sich Lola Rosa allein mit den Kindern durchschlägt, wieviel Herzlosigkeit, die ihr entgegen gebracht wird. Männer ohne Schatten ihren Weg kreuzen.Schatten, die in der Geschichte eine tragende Rollen spielen, Lola Rosas Tochter Aveline fast in den Wahnsinn treiben. Die Handlung wird von verschiedenen Personen erzählt, so blättern sich unterschiedliche Sichtweiten auf.
Dieses Buch wirkt noch lange nach, obwohl man anfangs Schwierigkeiten hat dem Schreibstil und der Handlung zu folgen. Doch dann zieht sie dich in ihren Bann, man möchte mehr über die Familie, Lola Rosa , erfahren. Christopher Kloeble schreibt in einer Schonungslosigkeit, in der er die Greul des Krieges vor Augen führt, psychische Abgründe aufzeigt, eine Zeitepoche von über 100 Jahren schildert. Und immer wieder werden die Schattenseiten des Lebens gezeigt, Schattenmänner lauern, die nichts Gutes im Schilde führen.
Sehr lesenswert!