Absolute Leseempfehlung!

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Chloe Benjamin hat mit „Die Unsterblichen“ einen Roman geschaffen, der prall gefüllt ist mit Selbstzweifel, Lebensphilosophie und viel Schmerz. „Wieso fällt mir so eine geniale Idee nicht ein?“ fragt man sich nach dem Lesen. Ich habe mich aber auch gefragt: „Lebe ich mein Leben richtig? Erfüllt das, was ich momentan mache, mein Leben mit Glück und Freude? Sollte ein Leben Höhen und Tiefen haben? Würde ich bis zum jetzigen Zeitpunkt irgendetwas vergangenes ändern, was ich bereue?“

Ohne das Buch gelesen zu haben, fragt man sich als unwissender Leser: „Wovon handelt ‚Die Unsterblichen‘?“
Die Geschichte beginnt mit den vier Geschwistern Gold, denen zu Ohren gekommen ist, dass sich eine Wahrsagerin in der Stadt herumtreibt, die jeder Person ihr Todesdatum verraten kann. Voller Neugier und ihrem gesamten Ersparten machen sie sich auf dem Weg in die Hester Street, zu der alten Frau. Bereits am Anfang bekommt man einen Einblick in die Persönlichkeiten der Kinder, nicht jedoch in die Aussagen der Wahrsagerin. Anschließend trennen sich die Wege der Geschwister, im Leben und auch im Buch. Als Leser begleitet man jeden Charakter auf der Reise zum Erfolg, zur Selbstfindung, erlebt die schrecklichsten Momente mit und fühlt den Schmerz von Varya, Daniel, Klara und Simon.

„Was ist das Besondere an den Charakteren?“, habe ich mich während des Lesens gefragt.
Chloe Benjamin hat vier Protagonisten geschaffen, die unterschiedlicher nicht sein könnten, ohne ihnen ein Klischee oder einen Stempel aufzudrücken. Keiner der vier handelt nur selbstsüchtig oder nur gutmütig. Als Leser baut man eine derart starke Bindung zu jedem Einzelnen auf, dass man einen tiefen, ungewohnten Schmerz spürt, wenn diese Verbundenheit reißt. Um die Hauptpersonen wird dann noch ein Netz gesponnen, welches Nebencharaktere präzise miteinander verbindet und diesen einen nicht zu verachtenden Anteil an der Geschichte gibt.

Ich war häufig an das Buch gefesselt, sodass die Frage aufkam: „Was trägt der Schreibstil zur Geschichte bei?“
Tatsächlich trägt der Schreibstil nicht allzu viel zum Leseerlebnis bei. Ich würde ihn auf einem einfachen Level einordnen, der den Lesefluss nicht unnötig stocken lässt. Es wird genug ausgeschmückt, um ein lebhaftes Bild im Kopf entstehen zu lassen. Dennoch ist es insoweit reduziert, dass man sich nicht mit unnötig zähen und langwierigen Beschreibungen aufhalten muss. Benjamin besitzt die Fähigkeit, mich mit ihrem Schreibstil zu fesseln und mir die Geschichte näher zu bringen.

„Wer hat dieses wunderschöne Cover erschaffen?“
Eine berechtigte Frage, die ich mir des Öfteren gestellt habe. Die Farben wirken harmonisch und als ein Ganzes stellt es ein kleines Kunstwerk dar. Den Baum habe ich als Symbol („Baum des Lebens“) gedeutet. Das Buch handelt zwar vom Leben, unmittelbar damit verbunden ist aber auch das unausweichliche Sterben der Menschen. Hin und wieder fällt ein Blatt vom Baum, es werden aber neue nachwachsen. Der Kreislauf des Lebens. Ich könnte stundenlang auf dieses Cover schauen und würde mich nicht satt sehen, obwohl ich das Buch bis jetzt nicht ein einziges Mal in der Hand gehalten habe, sondern das eBook zum Lesen nutzte.

„Die Unsterblichen“ von Chloe Benjamin ist mit großer Wahrscheinlichkeit eine meiner absoluten Leseempfehlungen am Ende des Jahres 2018. Die Autorin weiß, wie man einen Roman schreibt, der unter die Haut geht, Gefühle weckt und Schmerzen verursacht, sich aber auch auf die Gedanken des Lesers auswirken, der danach mit Fragen überfordert ist. Mit Fragen über das eigene Leben, über das der anderen und die Menschheit an sich.