Diese Geschichte geht unter die Haut.

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dear_fearn Avatar

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Varya und ihre Geschwister sind noch Kinder, als sie eine Roma aufsuchen, die jedem den Tag bestimmt, an dem sie sterben werden. Varya liegt komfortabel in Führung, Daniel ist nicht begeistert, Klara soll wohl jung sterben und Simon möchte gar nicht darüber sprechen.

Was würde man selbst tun, wenn man sein eigenes Sterbedatum erfährt? Wie würde man sein Leben leben? Als Kind erfährt man alles noch so intensiv. Natürlich kann man diese Neuigkeit als Aberglaube und Quatsch abtun, aber einem Kind brennt sich dieses Datum schnell in den Kopf ein. Mit dem Heranwachsen bekommt man das Gefühl, die Zeit würde durch die eigenen Finger rinnen. Und natürlich: man wird das eigene Leben anders gestalten, ihm einen Sinn geben wollen, es vollkommen auskosten. Vielleicht wird man auch auf Sicherheit bauen, um der Zukunft aus dem Weg zu gehen, oder aber risikofreudiger werden und dadurch die eigene Vorhersage wahrmachen – oder im Unbehagen und der Angst versinken bis zur Kopflosigkeit.

Chloe Benjamin führt den Leser behutsam und der Reihe nach an die einzelnen Charaktere der Familie heran. Die Lebensgeschichten gehen völlig auseinander. Simon wird Tänzer, Klara eine Magierin mit eigener Show, Daniel Armee-Arzt und Varya eine Wissenschaftlerin. Ihre Mutter, Gertie, begleitet sie treu in ihren Leben, schafft es jedoch nicht, die Kinder mit ihren verschiedenen Gemütern zusammenzuhalten.

Das Buch lässt sich wunderbar leicht lesen, obwohl die Thematik so schwer ist. Chloe Benjamin verliert sich nicht in lebensromantischen Ausschweifungen oder Road-Trip-Abenteuern, die heutzutage eine völlig verklärte Weltsicht wiedergeben. Nein, sie legt die Geschichten der Charaktere auf den Tisch, erzählt die Höhen und Tiefen völlig leidenschaftslos und unbeschönigt. Es macht süchtig, gibt Hoffnung, bejaht das Leben. Eine Empfehlung an alle Romanleser. Diese Geschichte geht unter die Haut.