zwischen den Wänden

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elohym78 Avatar

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Sven, Franziska und ihre Tochter Tabea leben in einem wunderschönen Haus. Nur eben nicht allein. Ein heimlicher Untermieter hat sich bei ihnen breit gemacht, von dem sie nichts ahnen. Der Fernseher geht an, Parfüm liegt in der Luft, Getränke fehlen... alles kleine Hinweise, doch wer rechnet mit einem bedrohlichen Menschen, der sich in ein Leben einschleicht? Ein Phrogger hat es sich in dem trauten Heim der Familie gemütlich gemacht.

Das Cover zeigt das Haus der Familie Hoffmann im Dunkeln. Einzig Umrisse sind mit Müh und Not zu erkennen, bis auf ein erleuchtetes Fenster. Ich finde es gut zum Inhalt des Buches gewählt, da es die Heimlichkeit der Phrogger unterstreicht und ein wenig für Unbehagen beim Betrachten sorgt.

Linus Geschke ist bekannt für seine spannenden Thriller. Doch mit seinem neusten Werk sprengt er nochmals alle Grenzen des Unheimlichen! Auf der einen Seite ist dieses wunderbare Haus, ein Zuhause, eine Zuflucht und Wohlfühloase, die Sicherheit gewährt. Auch wenn Sven nicht glücklich damit ist, weil seine ungeliebten Schwiegereltern diesen Traum verwirklicht haben. Aber für Franziska ist es ihr ein und alles und für ihre gemeinsame Tochter Tabea der Ort ihres Aufwachsens. Die eigenen vier Wände eben, die Schutz bieten.
Und dann ist es ein heimlicher Rückzugsort für einen ungebetenen Gast, der im Verborgenen lebt und diese vier Wände als ein Ort des Beobachtens und Abwartens ansieht.
Linus Geschke schildert dies so anschaulich, bewegend und mitreißend, dass ich während des Lesens eine latente Gänsehaut hatte. Zu Beginn zumindest. Denn als die Geschichte immer weiter voranschritt und die anfangs spannenden und unheimlichen Ereignisse von Linus Geschke aufgearbeitet wurden, verlor sich für mich der Nervenkitzel schnell. Die Realität hielt Einzug und es wurde klar, dass hier eine normale Familie mit normalen Problemen lebt und der ungebetene Gast - nun ja - ein ungebetener Gast ist. Die Geschichte blieb weiterhin spannend, keine Frage, aber für mich persönlich ging der Nervenkitzel leider verloren, der in meinen Augen den Reiz versprach, den der Klapptext vermittelt hatte.

Mit den Protagonisten wurde ich leider nicht warm und konnte keine rechte Beziehung zu ihnen aufbauen. Sven arbeitet als Journalist und ist in eine Berichterstattung um eine ermordete Schülerin verstrickt. Beruflich wirkt er stark und zielstrebig, wenn es in sein Privatleben geht, gescheitert. Ein Mann, der nicht weiß, was er von seinem Leben erwartet, das was er hat, erfüllt ihn allerdings nicht. Bei seiner Frau Franziska sieht es ähnlich aus. Und dass sich Tabea, als Schülerin kurz vor dem Abitur noch finden muss, steht außer Frage. Mir fehlte der Anker in der Geschichte; die starke Persönlichkeit, um die alles aufgebaut ist und an der ich mich orientieren und festhalten kann.

Mein Fazit
Sehr starker und unheimlich Beginn, der sich für meinen Geschmack leider viel zu schnell abschwächte und eine Handlung annahm, mit der ich nicht gerechnet hätte!