Spannend

Voller Stern Voller Stern Voller Stern Voller Stern Leerer Stern
magnolia-sieben Avatar

Von

Andrea Oliver ist jetzt US-Marshal, ihr erster Einsatz führt sie nach Longbill Beach. Gut 24 Stunden nach ihrer Diplomverleihung bearbeitet sie nun zwei verschiedene Fälle: Mit Debuty Leonard Bible bildet sie ein Team, sie sind für die Sicherheit einer Richterin verantwortlich, nachdem diese Morddrohungen erhalten hat. Außerdem will sie unbedingt dafür sorgen, dass ihr Vater hinter Gitter bleibt. Sie ist davon überzeugt, dass er ein längst vergessenes Mädchen ermordet hat, den Beweis für seine Schuld will sie erbringen.

Das Cover passt sich dem Gelesenen an, nach vier Jahrzehnten ist „Die Vergessene“ eher schemenhaft, ihr Licht ist noch nicht ganz erloschen und so ganz vergessen ist sie nicht denn jeder, der damals mit ihr zu tun hatte, erinnert sich noch gut an sie und vor allem an jenen Abend, als das Unheil seinen Lauf nahm.

Auf zwei Zeitebenen wird abwechselnd erzählt, beide Erzählstränge waren für sich genommen spannend. Es beginnt vierzig Jahre vorher, Emily will nun doch auf den Abschlussball, ihre langjährige Clique ist auch da. Der Abend verläuft jedoch ganz anders, als sie es sich vorgestellt hat. Das Gestern wechselt sich ab…

… mit dem Heute, mit Oliver und ihrem neuen Job. Sie ist zwar Anfängerin und doch erkennt Bible ihr Potential. Er ist ein alter Hase und hat eine ganz eigene Art, ihr den Job näher zu bringen. Seine Marshal-Regeln etwa, für die er sehr sinnige Metapher wählt, wie seine Regel Nummer fünf, in der er ihr rät, sich auf eine Sache zu konzentrieren: „Du kannst nicht zwei Pferde mit einem A…. reiten.“ Die beiden mögen sich von Anfang an, sie sind ein super Team.

Durch die ersten 100, 150 Seiten musste ich mich zwar nicht quälen, aber doch überwinden, weiterzulesen. So nach und nach lernte ich sie alle besser kennen, nicht nur die beiden Marshalls, ein wenig auch ihr Umfeld in der genau richtigen Dosis. Die Charaktere waren gut gezeichnet, jeder hatte seine Eigenheiten, sodass ich sie mir gut vorstellen konnte und doch kam mir keiner der Personen nahe, sie alle hatten eine beinahe unnahbare Aura um sich, die ich nicht immer zu durchdringen vermochte.

Die beiden Erzählstränge haben auf den ersten Blick nichts miteinander zu tun, aber im Laufe der Ermittlungen nähern sie sich an, es kommt tief Verborgenes ans Licht, das für so manchen sehr unangenehme Folgen nach sich zieht. „Manchmal denken sie sich Lügen aus, um den Verdacht auf jemanden anderen zu lenken.“ Dieser Satz passt sich so manchem hier Agierenden perfekt an.

Karin Slaughter hat mir trotz des holprigen Einstiegs spannende Lesestunden beschert, es hat sich gelohnt, dran zu bleiben.