Erinnern!

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raschke64 Avatar

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Vera ist Journalistin bei einem Frauenmagazin und dort gar nicht glücklich. Über einen Zufall – nämlich ihre mit einem Schlaganfall im Koma liegende Tante – kommt sie in Verbindung mit einem Verbrechen aus der Nazizeit, der Euthanasie von behinderten Erwachsenen und vor allem Kindern. Ihre Tante hat in so einem Heim gearbeitet. Während sie über den Fall recherchiert und aufdeckt, dass der damals verantwortliche Arzt noch heute unbehelligt unter einem anderen Namen lebt, gerät sie gleichzeitig in Gefahr, denn die Unterlagen, die die Taten beweisen und die sie jetzt hat, will auch der damalige Täter haben und beauftragt über einen Anwalt Manolis, diese zu finden. Der wiederum ist durch seinen Vater, der als Kleinkind mit ansehen musste, wie seine griechische Familie durch die Nazis ausgelöscht wurde, direkt an dem Fall beteiligt.

Das Buch ist in zwei Zeiten geschrieben. Zum einen in der Gegenwart, in der die Suche nach den Akten und die Hintergründe von Vera und Manolis beschrieben werden. Zum anderen in der Vergangenheit, als die Taten 1944 stattfinden und wie die Tante darin verwickelt ist. Beides ist sehr gut und flüssig lesbar, interessant und auch spannend. Schwierigkeiten hatte ich beim Einstieg, weil mir die Figur und das Denken von Manolis sehr unsympathisch waren. Später änderte sich das etwas und ich begann eher, mit Veras Tante und ihren Taten (oder eben auch „Nicht-Taten“) nach dem Krieg zu zweifeln. Alles in allem aber war das Buch gut. Es stellt wichtige Fragen nach der Schuld im Krieg und nach dem Umgehen danach damit. Man sollte diese Zeiten nicht vergessen und den Umgang mit den Menschen. Dies alles ist so beschrieben, dass das Lesen trotz des schwierigen Themas immer noch Spaß machte.
Witzig fand ich den „Querverweis“ auf Kommissar Dühnfort.
Insgesamt jedenfalls gebe ich dem Buch unbedingt eine Leseempfehlung.