Schuld und Gerechtigkeit

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luna66 Avatar

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Wann endet Schuld? Wo beginnt Versöhnung? Und wie kann man Justitias Waage ins Gleichgewicht bringen?

Das sind zentrale Fragen, die Ellen Sandberg in einen fesselnden Roman gepackt hat, der den Leser gleichermaßen berührt und wütend macht. Wütend deswegen, weil die Geschichte einem wiederholt vor Augen führt, dass es im Leben oft keine Gerechtigkeit gibt, in diesem Fall nicht für die Opfer der Euthanasie im Deutschland der Nazi-Zeit und keine Strafe für die Täter.

Manolo Lefteris, ein Spezialist für besondere Aufträge, soll ein geheimnisvolles Dossier aufspüren. Dabei folgt er der Journalistin Vera, deren Tante Kathrin nach einem Schlaganfall im Krankenhaus liegt. Vera entdeckt beunruhigende Dinge in der Vergangenheit ihrer geliebten Tante, welche 1944 als Krankenschwester in der Heilanstalt Winkelberg tätig war. Es hat den Anschein, als ob Kathrin in die Tötung der ihr anvertrauten Pfleglinge verwickelt war. Veras Nachforschungen führen sie auch auf die Spur des Euthanasie-Arztes Karl Landmann. Ihre Arbeit wird gefährlich ...

Ellen Sandberg hat ihre Figuren mit großer Authentizität ausgestattet - da ist Vera, die neue berufliche Herausforderungen sucht, Manolo, der mit den Dämonen der Vergangenheit seines Vaters kämpft und die widersprüchliche Person der Kathrin Mändler, die Gutes erreichen will, aber nicht über ihren eigenen Schatten zu springen vermag. Einzig die Darstellung des Dr. Landmann war mir etwas zu einseitig, da hätte ich mir noch mehr Facetten gewünscht als nur die Darstellung des Niederträchtigen.

Die Autorin Ellen Sandberg war mir bisher nur unter dem Namen Inge Löhnig bekannt, unter welchem sie eine erfolgreiche Krimi-Reihe mit Kommissar Dühnfort veröffentlicht hat
( witzigerweise findet Dühnforts Name einmal im Roman Erwähnung ). Nun hat sie einen neuen schriftstellerischen Weg eingeschlagen und gezeigt, dass sie auch spannende Familienromane schreiben kann. Und den Leser erinnert sie daran, dass es wichtig ist, die jüngste Vergangenheit eben nicht zu vergessen!

Eine klare Lese-Empfehlung nicht nur für Fans der Dühnfort-Reihe!