Ein typischer Lorentz, so oder so

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bildersturm Avatar

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Vorweg, das Cover des neuen Lorentz-Romans ist dermaßen scheußlich gewählt, dass ich mir nicht vorstellen kann, dass der Verlag das wirklich im nüchternen Zustand abgesegnet hat - für eine typische Histo-Romanze hätte es weitaus ansprechendere Vorlagen gegeben. Aber sei's drum, der Inhalt zählt ja, und der ist wieder typisch für das Bestsellerpaar - die starke Frauenfigur im Zentrum, etwas bildhafte und bunte Geschichte drumherum verstreut, diesmal beginnend im Milieu einer fahrenden Gauklertruppe, dann die üblichen Intrigen, die Missgunst und dann doch wieder die Gelegenheit, alles gerade zu rücken: Das ist eben Iny Lorentz. Historische Wohlfühlliteratur ohne allzu viel Anspruch (und mit viel zu vielen Charakteren zu Beginn), ganz okay recherchiert, handwerklich leidlich routiniert, aber doch inzwischen merklich lustloser und sehr viel formelhafter als der Trendsetter "Die Wanderhure", der die große Welle ja erst ausgelöst hat. Fans greifen zu und werden sich auch nicht an den diesmal wirklich sehr gestelzten Dialogen stören, die geschichtliche Authentizität suggerieren wollen, aber nur angestrengt und hölzern daher kommen. Letztlich ist "Die verkaufte Sängerin" natürlich nur weitere Dutzendware aus der Zielgruppenfabrik, mein Respekt gilt dennoch den Autoren für ihre inzwischen jahrzehntelange Umtriebigkeit und ihren Sinn fürs Geschäftliche. Wer's nicht lesen will, wird es eh nicht tun, aber die Bestsellerregale wird es wohl trotzdem wieder mal für sich gepachtet haben.