Cristinas neues Leben

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Als ich die Nachricht bekam, dass ich das Buch „Die verkaufte Sängerin“ von Iny Lorentz gewonnen habe, war meine Freude groß. Ich kenne viele Romane des Autorenpaares und war von den Meisten sehr angetan.
Das Buch „Die verkaufte Sängerin“ konnte allerdings meine Erwartung nicht wirklich erfüllen.
Über die manchmal etwas schwerfälligen Formulierungen konnte ich in den vorangegangenen Romanen gut hinwegsehen, da die Geschichten stimmig und gut erzählt waren. Dazu begeisterte mich immer der gut recherchierte und in die Geschichte eingewobene historische Hintergrund. Diesen habe ich doch sehr vermisst. Zwar wird von einer kurze Begegnung mit preußischen Soldaten erzählt, auch der Name Napoleons taucht einmal auf, dies gibt aber schon den einzigen Hinweis, in welcher Zeit der Roman spielt. Gaukler und fahrendes Volk gab es das ganze Mittelalter über, ebenso die Trennung von Adel, Bürgerlichen und Bauern. Vielleicht gab es die genannten Fürstentümer nur eine begrenzte Zeitspanne - Sachsen-Meiningen bestand aber bis zum ersten Weltkrieg -, der Wirrwarr der vielen von Sachsen abgespaltenen Adelshäuser hilft den „normalen“ Lesenden aber nicht zu einer zeitlichen Einordnung.
Das Gauklermädchen Cristina, mit einer göttlichen Stimme gesegnet, ist sehr sympathisch und authentisch geschildert, zumindest soweit wir uns heute in diese Welt des fahrenden Volkes - das bis vor nicht allzu langer Zeit auch als „Zigeuner“ bezeichnet wurde – hineindenken können. Es ist ein Kulturschock für sie, als sie sich, von ihrer Familie verkauft, in der unbekannten Welt eines herzoglichen Hofes wiederfindet, an dem sie zur Sängerin ausgebildet werden soll. Ihre unverkrampften Ansichten der merkwürdigen Sitten und Gebräuche des Adels entsprechen dem, wie auch wir heute empfinden würden. Auch die weiteren „guten“ Personen sind sympathisch , die „bösen“ werden auch entsprechend als „böse“ empfunden. Die Intrige und vor allem die Entführung von Cristina und die daraus resultierenden Folgen kommen doch sehr übertrieben daher und passen eher in einen action-reichen Jugendroman denn in einen ernsthaften Erwachsenenroman, dem dadurch eine lächerliche Note verliehen wird.
Es hat zwar im Großen und Ganzen Spaß gemacht diesen neuen Roman der Autoren zu lesen, ob ich aber noch zwei weitere dieser Art lesen möchte, kann ich nicht sagen. Vielleicht überraschen mich diese ja positiv.