Von der Gauklerin zur Hofsängerin

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Das Buch „Die verkaufte Sängerin“ bildet den Auftakt einer neuen Serie der sehr bekannten Autorin Iny Lorentz. Diese steht für spannende historische Romane mit gut recherchiertem Hintergrund. Auch in ihrem jüngsten Werk bleibt sie dieser Linie treu und erzählt eine Geschichte, die viel Potenzial für einen Mehrteiler hat.
Im Mittelpunkt der Story steht die 14-jährige Cristina, deren Leben alles andere als leicht ist. Sie zieht mit einer Gruppe Gauklern durch die Lande, in der sie eher geduldet als geschätzt wird. Sie ist das uneheliche Kind der Schwester des Clanchefs und unterscheidet sich schon durch ihr Aussehen erheblich von ihren Verwandten. Da ihre Mutter früh starb, hat sie aber keine andere Wahl, als bei ihrer Familie zu bleiben. Eines jedoch zeichnet Cristina aus: Sie hat eine unvergleichlich schöne Stimme und ist eine begnadete Sängerin.
Aber auch das betrachtet die Frau ihres Onkels eher voller Neid, deren Ziel es ist, Cristina loszuwerden.
Als sich die Gelegenheit bietet, das Mädchen an einen Bediensteten des Herzogs von Sachsen-Meiningen zu verkaufen, wird Cristina aus ihrem bisherigen Leben herausgerissen und muss sich in die strengen Regeln einer Ausbildung zur Hofsängerin fügen. Doch auch bei Hofe werden Intrigen gegen sie gesponnen und so gerät sie in eine Gefahr, aus der sie quasi in letzter Minute von ihrer Lehrerin Elizabeth Karau und dem Hofbeamten Irmbert von Lauenstein gerettet wird.
Die Handlung des Romans, der zu Beginn so etwas als „Aschenputtel-Geschichte“ daherkommt, entwickelt sich im Verlauf des Buches zu einer komplexeren Geschichte. Cristina durchläuft eine Entwicklung, in der sie zu einer selbstständigen Persönlichkeit wird, die ihre eigenen Entscheidungen trifft und sich nicht weiter in ihrem Leben herumschubsen lassen will. Ich denke, das wird in den Folgebänden von der Autorin so weiterentwickelt werden. Interessant fand ich die Beschreibung des damaligen Gesellschaftslebens innerhalb der vielen, damals existenten kleinen Herzogtümer. Wie kompliziert gestaltete sich doch alles durch diese ausufernde Bürokratie!
An einigen Stellen hätte ich mir in dem Buch noch etwas mehr Tiefgang gewünscht. Die Figur des lüsternden Balduin von Vollendorf war mir etwas zu einfach gestrickt und seine Intrigen zu offensichtlich. Trotzdem hat mir das Buch gefallen und Interesse an der Fortsetzung geweckt. Das fotorealistische Cover gefällt mir persönlich nicht ganz so gut, ist aber sicher im Buchladen für viele ein Hingucker.