Das Ende des traditionellen Romans

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buecherwurm Avatar

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So hübsch das Gemälde auf dem Cover mit einer Blume, die zum Papagei wird, auch sein mag - es sieht nur aus wie ein klassischer Roman, ist aber keiner.
Er ist eine Anhäufung von sehr persönlichen Gedanken und Erinnerungen. Direkt, authentisch. Die Erzählerin ist eine Frau im Alter der Autorin, mit dem Beruf einer Autorin. Diese findet sich aufgrund einer Kette freundschaftlicher Verstrickungen während der Anfangszeit der Pandemie in Isolation mit einem, ihr vorher nicht bekannten jungen Mann, von dem wir erfahren, dass er zuvor in der Psychiatrie war. Aus diesem Setting könnte nun ein sehr spannender Thriller entstehen: Hilflose ältere Frau steckt in der Falle eines Psychopathen. Oder ein sehr philosophischer Bildungsroman: Ältere Frau teilt ihre Weisheiten. Oder natürlich ein sehr moderner, sehr kitschiger Liebesroman: Ältere Frau verführt jungen Mann.
Zum Glück verzichtet die Autorin auf all diese Plots und schafft etwas überraschend lesbares, vollkommen Eigenes.
Wieviel Autofiktion darin steckt, kann man natürlich nur vermuten. Was auf jeden Fall darin steckt, sind ungewöhnliche Denkanstöße über unsere Zeit, unsere Probleme, unser menschliches Sein. Ein Buch, das man mehrmals lesen und allen schenken kann, die offen für neue Literaturformen sind.