Ein Essay-Roman zum Literatur-Verlieben

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geschwaetz Avatar

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New York, 2020. Corona-Virus. Pandemie. Lockdown. Quarantäne. Weltweit waren wir alle „Die Verletzlichen“.
Eine Freundin der Erzählerin, kann wegen der Reisebeschränkungen, nach einem Aufenthalt in Kalifornien, für ungewisse Zeit nicht in ihre Wohnung nach New York zurückkehren. Sie bittet die Erzählerin, sich um Eureka, ihren Papageien zu kümmern und am besten in ihre Wohnung einzuziehen. Eines Tages taucht ein viel jüngerer Mann in dieser Wohnung auf, der sich ebenfalls um den Ara kümmern möchte. Werden die beiden miteinander zurechtkommen?
Sigrid Nunez schickt ihre Erzählerin auf viele lange Spaziergänge durch die veränderte Atmosphäre der Stadt, die sich ohne die Menschen, die sich sonst dort drängen und tummeln, seltsam und fremd anfühlt. Sie geht von Park zu Park und lässt ihre Gedanken wandern. Über das Schreiben, über das Komische, das man auch im Traurigen als Trost finden kann, über die Erfahrungen von Verlusten von Menschen, von Heimat, von gewohntem Alltag. Über aktuelle Diskussionen (Feminismus, Frauenrechte, Politik u.a.).
So entsteht ein Potpourri, nicht eines launischen Frühlings, wie im ersten (zitierten) Satz, sondern einer turbulenten und verwirrenden Zeit während sich das Corona-Virus global verbreitete.
Der Papagei, der mit seinen gestutzten Flügeln in seinem großen und schön gestalteten Käfig lebt, ist eine sehr gute und altbewährte Metapher, die hier für die Ausgangssperre während der Pandemie, in der die Freiheit aller eingeschränkt war, steht.
Der Autorin, die uns an ihrer Liebe zur Literatur teilhaben lässt, die immer wieder zwischen romanhafter Erzählung und essayistischen Betrachtungen wechselt, ist ein sehr interessanter und unterhaltsamer Essay-Roman gelungen, der so viele Gedanken enthält, dass man sich mit einigen noch länger beschäftigen, sich öfter erinnern und dieses Buch sehr wahrscheinlich noch ein zweites und ein drittes Mal lesen wird.
Für das Cover, das mir überhaupt nicht gefällt, hätte ich mir ein anderes Motiv gewünscht. Zum Beispiel eine einsame Spaziergängerin in einem großen Park.