Fesselnder Schreibstil

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Ich mag das Cover. Tiere scheinen wichtig zu sein in Sigrid Nunez‘ Werk. Ich erinnere mich an die Katze aus „Was fehlt dir“, die letztendlich zwar eher eine Nebenrolle spielte, aber trotzdem im Gedächtnis blieb. Nun also ein Vogel. Ich habe mich bei einigen Passagen am Anfang von „Die Verletzlichen“ sehr verstanden gefühlt, in denen es darum ging, dass nicht der Inhalt, nicht die fiktionale Geschichte eines Romans wichtig sind, sondern die Emotionen, die er auslöst. Ich erinnere mich nämlich an unzählige Bücher, die ich gut fand, ohne mich an den Inhalt zu erinnern. Worum genau es in Sigrid Nunez‘ neuestem Werk geht, kann ich, um ehrlich zu sein, auch nicht wirklich sagen. Auch dieser Roman ist einer ebenjener, die Emotionen auslösen, auch wenn sie nicht in erster Linie durch ihre Handlung begeistern. Ich erinnere mich an die ältere Schriftstellerin und den jungen Studenten, die gezwungen durch die Pandemie gemeinsam in derselben Wohnung landen, Papagei inklusive, und dort miteinander auskommen müssen. Sie freunden sich an, philosophieren miteinander. Philosophiert wird sowieso viel in „Die Verletzlichen“. Die Kapitel dieser Haupthandlung wechseln sich nämlich ab mit autobiographisch gefärbten Essay-Abschnitten, in denen Nunez selbst über Literatur, über ihr Leben, über Gott und die Welt nachdenkt. Wie sie mit dieser Mischung klassische Erzählbilder aufbricht hat mir gefallen und ist für mich das Alleinstellungsmerkmal ihres neuesten Werkes.