Philosophieren über das Schreiben während des Lockdowns

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luisabella Avatar

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»Wie oft muss ich es dir noch sagen? Du weißt, was ich will. Ich habe es dir hundertmal gesagt. Ich liebe dich. Ich liebe dich, aber ich kann so nicht mehr weitermachen. Wann immer wir jetzt miteinander sprechen, streiten wir. Es bringt mich um. Du sagst, ich würde dir nicht zuhören, aber du bist es, die nicht zuhört. Bitte, entscheide dich einfach, verdammt noch mal. Tu, was du willst, aber hör bitte, bitte auf,
mich zu verarschen.

Man muss aus eigener Erfahrung lernen, was eine Figur in einer Erzählung von Edna O'Brien feststellt, nämlich dass Liebe deshalb so schmerzhaft ist, weil zwei Menschen mehr wollen, als zwei Menschen geben können.« (S. 123) ❤️‍🩹

In ihrem neuen Roman »Die Verletzlichen« schreibt die Autorin Sigrid Nunez (übersetzt aus dem Englischen von Anette Grube) über eine namenlose Ich-Erzählerin, die Autorin ist, und während des 1. Lockdowns der Corona Pandemie auf den Papageien Eureka 🦜 ihrer Freundin Iris aufpasst und sich gemeinsam mit einem jungen Familienfreund dieser — Giersch — das luxuriöse Appartement teilen muss. Der Roman ist eine Mischung zwischen der Schilderung dieser Situation einhergehend mit der Reflexion des Erlebten durch die Protagonistin selbst sowie deren Philosophieren und Sinnieren über das Schreiben und Schriftsteller*innen-Sein. Die eingestreuten Anspielungen und Zitate auf andere Autor*innen und Werke empfand ich als sehr gelungen und bereichernd:

»Jetzt kenne ich die Wahrheit: Wichtig ist, was man während des Lesens erlebt, die Gefühlszustände, die eine Geschichte hervorruft, die Fragen, die einem dazu einfallen, und nicht die fiktionalen Ereignisse, die geschildert werden.« (S.9)

Eine sehr schöne, inspirierende, humorvolle und philosophische Lektüre 🩷 Fans von Büchern über das schriftstellerische Schreiben und Gedanken dazu 📖💭 und alle Sigrid Nunez-Fans — you’ll love this lovely novel. 🦜💚