Wieder ein Sigrid Nunez, und sie ist wieder einfach großartig!!!

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indi801 Avatar

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Der dritte Nunez, diesmal nicht mit Hund sondern Papagei...
Dies war mein dritter Nunez Roman, nach "Der Freund" und "Eine Feder auf dem Atem Gottes", und ich kann nur wiederum sagen: Wie die schreiben kann! Nur wenige schaffen es, zwischenmenschlichen und gesellschaftliche Dinge und Beziehungen so stark und zugleich zart festzuhalten und zu beschreiben. Auch was unsere inneren Gefühle, Freuden, Schwächen, Unsicherheiten und Ängste und Belange angeht, bringt sie diese so unglaublich gut zu Papier, dass sich ein jeder darin finden kann.... Großartig! Hier nunmehr geht es um die zwischenmenschliche Beziehungen vor allem zwischen Mann und Frau, und eine Begegnung mit einem jungen Mann, der in der schwierigen Zeit der Pandemie seinen Weg und Zuflucht sucht, dazu auch Eureka , der Papagei. Auch autobiographische Züge um das Erleben und die Gedanken zu Pandemiezeiten, die Probleme beim Schreiben, werden verarbeitet. Auch sehr schön beleuchtet: Was macht dies mit den jungen, heranwachsen Mensch in diesen verstörenden Zeiten? Dies alles ganz liebenswert, klar und doch oft auch komisch. Ich bin auch diesmal total überzeugt, Nunez versteht es wie wenige, in die Gefühlswelten einzutauchen und auch darzulegen. Kleiner Kritikpunkt oder Hinweis: Anfangs mag es verwirren oder befremden, dass die beschriebene Handlung des Klappentextes nicht auftaucht, man versteht nicht, wo es hingeht. Tut es aber: Diese Handlung fängt etwa um die Seite 62 an, wenn auch durchbrochen.Es geht im Inhalt aber noch um viel mehr: Ich kann es mir so erklären, da der Roman in Pandemiezeiten entstanden ist, vielleicht Zweifel bestehen, dass dies inhaltlich nunmehr kein großes Interesse mehr findet. Tut es aber: Das Virus meldet sich wieder, wenn auch nicht wie zu seiner Blütezeit, und zwischenmenschlich ist er aktueller denn je: Wir leben in Krisenzeiten überall kommen Kriege und Unruhen auf, die Klimakrise, die steigenden Preise, überall sind Menschen auch gesellschaftlich verunsichert. Der Titel sagt es am besten aus: Sind wir alle in diesen Zeiten und nicht nur die ' Schwachen' verletzlich (im Original : vulnerable)? Ja, mehr oder weniger und mehr denn je!!! Ich habe viel Kundenkontakt und es tun sich auch bei scheinbar starken Menschen Unsicherheiten und Ängste auf. Wie abstrus reagieren wir oft in der Krise? Dies sind die Themen, die Nunez wunderbar bearbeitet, so das man sich als Leser ausgedrückt und verstanden, nicht alleine fühlt. Daher hätte man die Präsentation des Romans meiner Meinung nach besser machen können, um nicht Leser zu verwirren oder zu enttäuschen. Das ist meine Empfindung, jedoch möchte ich dies trennen und kann es nicht der Autorin anlasten und gebe diesem wunderschönen sensiblen Roman trotzdem meine vorgesehenen 4 Sterne und bedanke mir sehr für dieses befreiende Buch. Ein Pluspunkt: Dieses wunderschöne Cover, welches den Roman inhaltlich sehr gut vertritt. Sehr sehr schön gemacht, da hat sich jemand wirklich Gedanken gemacht und sehr schön wiedergegeben.