Wer ist die Verlorene?

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gkw Avatar

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Das Buch hat mich positiv überrascht. Es wurden viele Fäden ausgelegt, die man vorläufig nicht entwirren kann.
Schon im Prolog fängt es an: »Du hast all die Jahre gewusst, wo sie ist.« sagt der Maler. Wen meint er? Die Verlorene? Ist das Änne?
Und dann geht’s munter weiter. Wer hat Änne das Paket zugeschickt? Warum hat sie ihrer Enkelin die Betreuungsvollmacht ausgestellt und nicht der Tochter? Warum nimmt sie keine Epilepsiemittel sondern Antidepressiva? Was sind das für Sachen in der Erinnerungskiste? Ist Ellen gar nicht ihre richtige Tochter? Hat sie womöglich ihr Kind auf der Flucht verloren und ist das „Die Verlorene“?
Fragen über Fragen.
Sprachlich gut geschrieben: Ich habe noch nichts von der Autorin gelesen, aber sie scheint Talent dafür zu haben, familiäre Verstrickungen und Schicksale spannend darzustellen.
Schon im Prolog gab es einen sehr tollen Satz: „Dass man einem Menschen alles geben konnte und trotzdem nicht genug war …“
Was mir auch gefällt: Es ist die eigene Familiengeschichte der Autorin. Ich habe ein Faible für „wahre Geschichten“.
Was mir gar nicht gefällt: das Cover. Ich kann es schon irgendwie interpretieren, Blick auf ein Schicksal, verrinnende Zeit, etc., aber es gefällt mir nicht. Die Farben sind in ihrer Kombination sehr kalt, der Blick durchs Stundenglas verzerrt scheinbar den Blick, den man hat. Es hat insgesamt eine kalte, distanzierte Wirkung auf mich, die mich eher abstößt als anzieht.