Das harte Leben einer verlorenen Generation
Das harte Leben einer verlorenen Generation
Dieser Roman ist etwas Besonderes. Er ehrt eine Generation von Menschen, die harte Zeiten überstehen mussten - viel härter, als wir in unserer weichgespülten Gegenwart sie uns vorstellen können. Was die Kriegsgeneration, und besonders die Menschen in Schlesien, durchgemacht haben - dafür gibt es kaum Worte. Miriam Georg findet trotzdem welche.
Entstanden ist ein Roman, der - wenn ich mich an ihre ersten Bücher zurückerinnere - viel mehr Tiefgang hat, ein ganzes Stück vielschichtiger ist und Figuren entwirft, die unheimlich lebensnah und greifbar sind. Auch wenn sie bei weitem keine perfekten Held(inn)en sind.
Die Rahmenhandlung bildet ein Ereignis im Jahr 2019. Änne, die Mutter von Ellen und Großmutter von Laura, stirbt mit über 90 Jahren, kurz nachdem ihr ein Gemälde zugeschickt wurde. Ein Gemälde, auf dem der Name Luise vermerkt ist. Ellen ist außer sich, denn gefühlt passt nichts zusammen. Vieles aus ihrem „ersten Leben“ in Schlesien hat Änne für sich behalten, nur Bruchstücke konnte Ellen erahnen. Doch Enkelin Laura begibt sich kurzerhand auf Spurensuche und fährt nach Schlesien, um den „Pappelhof“ zu suchen - das Gut, auf dem die Familie seit vielen Generationen lebte. Und nicht ahnend, dass damit die gesamte Familiengeschichte auf den Kopf gestellt werden wird.
Die Grundidee des Romans ist also nicht neu - Familiengeheimnisse aus der Zeit des zweiten Weltkriegs, ein Familienmitglied, das Antworten finden will und eine Erzählung auf zwei Zeitebenen - grundsätzlich ein typischer Aufbau für einen Familienroman. Der große Pluspunkt dieses Buches ist aber aus meiner Sicht, WIE Miriam Georg diese Geschichte erzählt und ihre Figuren strickt, denn das hebt sich aus meiner Sicht deutlich aus der Masse solcher Romane heraus und steht für meine Begriffe ebenbürtig neben Autorinnen wie beispielsweise Susanne Abel, deren „Stay away from Gretchen“ zu Recht ein riesiger Erfolg war.
Vielleicht liegt es daran, dass Miriam Georg hier (auch) Teile ihrer eigenen Familiengeschichte bzw. Erlebnisse ihrer Vorfahren einfließen lässt. Die Figuren sind erkennbar mit Liebe geformt und haben trotzdem alle ihre Ecken und Kanten. Niemand ist eindimensional nur gut oder nur böse. Sie alle treffen gute und schlechte Entscheidungen - der/die eine mehr, der/die andere weniger. Insbesondere die Hauptfiguren, die Schwestern Änne und Luise, sind absolut gelungen. Und obwohl ich eine doch ein wenig lieber mochte als die andere, konnte ich immer irgendwie auch verstehen, was die andere in ihren Handlungen antrieb. Letztendlich fühlte sich insbesondere der historische Erzählstrang absolut echt an und deckte sich auch an vielen Stellen mit Erzählungen meiner eigenen Großeltern über die Zeit des zweiten Weltkriegs.
Es gab allerdings auch ein, zwei Wendungen, die mir ein wenig „too much“ erschienen, insbesondere am Ende, bei der Auflösung der (doch sehr komplexen) Familienstrukturen. Ich möchte das jetzt nicht explizit benennen, um nicht zu spoilern. Das Interessante ist aber: wenn ich im Nachgang darüber nachdenke und das Buch gedanklich für mich „einordne“, stört mich das nicht. Der Gesamteindruck des Buches ist einfach so kraft- und gehaltvoll, dass ich gar nicht anders kann als 5 Sterne zu vergeben. Dieser Roman ist sehr berührend, aber auch aufwühlend und zum Teil verstörend. Dennoch bleibt er dabei immer respektvoll gegenüber den Menschen, die in dieser Zeit Entscheidungen treffen mussten - auch wenn diese vielleicht anderen Menschen Leid zufügten. Ohne Zweifel Miriam Georgs bisher bestes Buch!
Dieser Roman ist etwas Besonderes. Er ehrt eine Generation von Menschen, die harte Zeiten überstehen mussten - viel härter, als wir in unserer weichgespülten Gegenwart sie uns vorstellen können. Was die Kriegsgeneration, und besonders die Menschen in Schlesien, durchgemacht haben - dafür gibt es kaum Worte. Miriam Georg findet trotzdem welche.
Entstanden ist ein Roman, der - wenn ich mich an ihre ersten Bücher zurückerinnere - viel mehr Tiefgang hat, ein ganzes Stück vielschichtiger ist und Figuren entwirft, die unheimlich lebensnah und greifbar sind. Auch wenn sie bei weitem keine perfekten Held(inn)en sind.
Die Rahmenhandlung bildet ein Ereignis im Jahr 2019. Änne, die Mutter von Ellen und Großmutter von Laura, stirbt mit über 90 Jahren, kurz nachdem ihr ein Gemälde zugeschickt wurde. Ein Gemälde, auf dem der Name Luise vermerkt ist. Ellen ist außer sich, denn gefühlt passt nichts zusammen. Vieles aus ihrem „ersten Leben“ in Schlesien hat Änne für sich behalten, nur Bruchstücke konnte Ellen erahnen. Doch Enkelin Laura begibt sich kurzerhand auf Spurensuche und fährt nach Schlesien, um den „Pappelhof“ zu suchen - das Gut, auf dem die Familie seit vielen Generationen lebte. Und nicht ahnend, dass damit die gesamte Familiengeschichte auf den Kopf gestellt werden wird.
Die Grundidee des Romans ist also nicht neu - Familiengeheimnisse aus der Zeit des zweiten Weltkriegs, ein Familienmitglied, das Antworten finden will und eine Erzählung auf zwei Zeitebenen - grundsätzlich ein typischer Aufbau für einen Familienroman. Der große Pluspunkt dieses Buches ist aber aus meiner Sicht, WIE Miriam Georg diese Geschichte erzählt und ihre Figuren strickt, denn das hebt sich aus meiner Sicht deutlich aus der Masse solcher Romane heraus und steht für meine Begriffe ebenbürtig neben Autorinnen wie beispielsweise Susanne Abel, deren „Stay away from Gretchen“ zu Recht ein riesiger Erfolg war.
Vielleicht liegt es daran, dass Miriam Georg hier (auch) Teile ihrer eigenen Familiengeschichte bzw. Erlebnisse ihrer Vorfahren einfließen lässt. Die Figuren sind erkennbar mit Liebe geformt und haben trotzdem alle ihre Ecken und Kanten. Niemand ist eindimensional nur gut oder nur böse. Sie alle treffen gute und schlechte Entscheidungen - der/die eine mehr, der/die andere weniger. Insbesondere die Hauptfiguren, die Schwestern Änne und Luise, sind absolut gelungen. Und obwohl ich eine doch ein wenig lieber mochte als die andere, konnte ich immer irgendwie auch verstehen, was die andere in ihren Handlungen antrieb. Letztendlich fühlte sich insbesondere der historische Erzählstrang absolut echt an und deckte sich auch an vielen Stellen mit Erzählungen meiner eigenen Großeltern über die Zeit des zweiten Weltkriegs.
Es gab allerdings auch ein, zwei Wendungen, die mir ein wenig „too much“ erschienen, insbesondere am Ende, bei der Auflösung der (doch sehr komplexen) Familienstrukturen. Ich möchte das jetzt nicht explizit benennen, um nicht zu spoilern. Das Interessante ist aber: wenn ich im Nachgang darüber nachdenke und das Buch gedanklich für mich „einordne“, stört mich das nicht. Der Gesamteindruck des Buches ist einfach so kraft- und gehaltvoll, dass ich gar nicht anders kann als 5 Sterne zu vergeben. Dieser Roman ist sehr berührend, aber auch aufwühlend und zum Teil verstörend. Dennoch bleibt er dabei immer respektvoll gegenüber den Menschen, die in dieser Zeit Entscheidungen treffen mussten - auch wenn diese vielleicht anderen Menschen Leid zufügten. Ohne Zweifel Miriam Georgs bisher bestes Buch!