Eine emotionale Reise in Lauras Familiengeschichte

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meinekleinebüchersucht68 Avatar

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Inhalt:
Lauras Großmutter Änne stammt ursprünglich aus Schlesien, wo sie als junges Mädchen auf dem Familiengutshof „Pappelhof“ aufwuchs. Trotz zahlreicher Fragen ihrer Mutter bzw. Enkelin erzählt sie nur von den wunderbaren goldenen Sommertagen, die sie dort erleben durfte. Ihre Vergangenheit, wozu auch die damaligen Einwohner des Dorfes zählen, verschweigt sie. Warum bloß? Als Änne nah einem Sturz verstirbt, entdeckt ihre Enkelin Laura ein Foto, dass sehr viele Fragen aufwirft. Sie beschließt Nachforschungen bezüglich ihrer Familie anzustreben und reist zu dem ehemaligen Gutshof, der einst ihren Vorfahren gehörte. Ob sie dort Antworten auf ihre Fragen bekommt, bleibt abzuwarten.

Nach zahlreichen Veröffentlichungen (wie z.B. die Dilogie „Elbleuchten“ oder „Nordwind“) hat Miriam Georg ihr neustes Werk „Die Verlorene“, dass im August 2025 im Fischer Verlag erschienen ist, vorgelegt. Ich muss gestehen, dass ich zwar die Autorin und deren Bücher vom Namen her kenne, aber noch keins ihrer Romane gelesen habe. Das Cover, dass ein wahrer Eye-Catcher ist, und der dazugehörige Klapptext haben meine Neugierde mehr als nur geweckt. Dieses Buch wollte, nein, musste ich unbedingt lesen und so ging meine Reise (buchtechnisch) zum einen nach Frankfurt und zum anderen in Richtung Schlesien.

Obwohl der flüssige und leichte Schreibstil der Autorin mir sehr gut gefiel, hatte ich auf den ersten knapp hundert Seiten meine Schwierigkeiten, der Geschichte in irgendeiner Weise zu folgen. Es fiel mir regelrecht schwer dranzubleiben und ich kann noch nicht einmal erklären, woran es lag. Ich zwang mich weiterzulesen und wurde mehr als nur belohnt. Was danach folgte, war ein wahrer Leserausch. Jede Seite zog mich magisch in seinen Bann und ans (vorzeitige) Aufhören war nicht mehr zu denken. Zu jeder Sekunde musste, nein, wollte ich wissen, was passiert bzw. wie die Familiengeschichte weiter geht. Zu dieser Begeisterung trugen die authentischen und lebensnahen Charaktere auch eine Menge bei. Alle Emotionen übertrugen sich auf mich und so fieberte, litt und freute ich mich mit ihnen. Vieles ließ mich wütend zurück und bei einigen Szenen hatte ich sogar Tränen in den Augen, so emotional war das Gelesene.

Die Geschichte spielt in zwei Zeitebenen. Zum einen im Jahr 2019, als Lauras Großmutter Änne verstarb und zum anderen im Jahr 1941 – 1947, als Ännes Familie noch auf dem Pappelhof lebte.
Ich kann noch nicht einmal schreiben, welche der beiden Zeitebenen spannender war. Die heutige Zeit fand ich enorm wichtigen, denn hier ließ mich die Autorin teilhaben an dem Familienleben von Laura und ihrer Mutter Ellen, die mit all den ungeklärten Fragen regelrecht allein dastanden. Ihre unermüdliche Recherche, bei der sie einzelne Puzzleteile fanden, sie zusammenbauten, um so vielleicht eine Antwort auf eine der vielen Fragen zu bekommen. Die angespannte Gefühlswelt der beiden bekommt man deutlich zu spüren.

Die damalige Zeit ist dramatischer und emotionaler, denn sie spielt in der Kriegszeit, wo in erster Linie Hungersnot oder Verluste durch Gefallene zu verzeichnen waren. Die beiden Schwestern Luise und Änne wuchsen sehr eng miteinander auf. Als Änne krank wurde, wurde sie auf dem Dachboden versteckt. Ihr Eltern mussten die schmerzhafte Maßnahme treffen, um sie, im schlimmsten Fall, vor dem Tod zu bewahren. Dieses traumatische Erlebnis hat Änne nie überwunden. Ihre Lebensfreude bzw. dir Leichtigkeit, die sie früher in sich trug, verlor sie. Aber nicht nur die Krankheit überschattete das Leben der Familie, auch Schicksalsschläge oder die abscheulichen Kriegsereignisse prägten alle.
Bei dieser Art von Romanen finde ich es immer wieder sehr interessant, wie die zwei Handlungsstränge miteinander verknüpft und zu einem stimmigen Ende werden.

Miriam George hat mit „Die Verlorene“ es geschafft, einen wahren emotionalen und spannenden Familienroman zu schreiben, der gedanklich noch Tage nachhängt. Das Buch kann man zwar zuschlagen, aber das Gelesene und die dazugehörigen Gedanken lassen sich schwer aus dem Kopf verdrängen. Im Nachwort der Autorin erfährt man zwar, dass die Geschichte um Änne / Luise rein fiktiver Natur ist, aber dennoch ist ein kleiner Teil von Miriams Familiengeschichte hineingeflossen.

Für mich war dieser Roman ein wahres Lesehighlight, dass mich aber auch sehr nachdenklich zurück läßt.
5 von 5 Sternen und ich spreche eine Leseempfehlung aus!!!