Eine Geschichte von Vertreibung und Verlust

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Ein Roman in zwei Zeitebenen, der einerseits vom Krieg und der Vertreibung aus Schlesien und andererseits von der Suche nach Wahrheiten und Identität handelt.
2019 stirbt Lauras Großmutter Änne und hinterlässt viele unbeantwortete Fragen. Zusammen mit ihrer Mutter Elena begibt sich Laura auf die Spuren ihrer Großmutter nach Schlesien und entdeckt Geheimnisse aus der Vergangenheit, über die Änne tunlichst geschwiegen hat. Die Haupterzählung beschreibt Ännes Leben zwischen 1943-47 und ist geprägt vom Krieg in Schlesien und den damit einhergehenden Verlusten und Bedrohungen.
Sehr eindringlich und einfühlsam beschreibt Miriam Georg in diesem Roman das Schicksal einer schlesischen Familie, in dem sie auch Wurzeln ihrer eigenen Familie verarbeitet hat. Sehr gut recherchiert sind die Geschehnisse rund um die schwer traumatisierten Kriegsrückkehrer, zu denen auch ihr eigener Großvater gehörte. Doch vor allem geht es in diesem Roman um die Frauen, hier gleich in 4 Generationen. Ännes Mutter Hela ist eine starke Frau, die ihre Familie beschützt und mit unermüdlichem Fleiß auf dem Hof in Schlesien schuftet. Änne erlebt die Kriegswirren zusammen mit ihrer Zwillingsschwester Luise. Die beiden Mädchen verbindet eine schon fast ungesund enge Beziehung, doch die Charaktere der Mädchen könnten unterschiedlicher nicht sein. Und so passieren schreckliche Dinge, die das Weiterleben und die Verbindung der beiden zueinander dauerhaft beeinflusst. Elena leidet Zeit ihres Lebens unter dem schwierigen Verhältnis zu ihrer Mutter Änne. Auf der Suche nach der Wahrheit muss sie erkennen, dass die Schicksalsschläge ihrer Mutter generationsübergreifende Folgen hatten. Und schließlich Laura, die ihren Platz im Leben noch nicht wirklich gefunden hat und deren Leben sich in Kürze drastisch ändern wird.
Mit großer Spannung beschreibt die Autorin hier die schrecklichen Geschehnisse in Schlesien im 2. Weltkrieg. Einige überraschende Wendungen machen dieses Buch über 500 Seiten hinweg spannend und interessant, auch wenn einige Episoden sehr düster und bedrückend sind. Besonders gut gefallen hat mir die Geschichte von Änne, dagegen bin ich Laura und Elena nie so ganz nahe gekommen. Trotzdem bleibt diese emotionale Geschichte im Gedächtnis und gerade die Kraft der Frauen im 2. Weltkrieg hat mich sehr berührt.
Auch wenn es schon viele Bücher zu ähnlichen Themen gibt hat mich hier doch die aufrechterhaltene Spannung und Abwechslung gut überzeugen können.
Es ist eine gelungene Kombination aus Zeitgeschichte und Spurensuche nach Geheimnissen aus der Vergangenheit.