Endlich kommt die Wahrheit ans Licht

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buecherfan.wit Avatar

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In Miriam Georgs Roman “Die Verlorene“ geht es um drei Generationen von Frauen einer Familie. Großmutter Änne, Mutter Ellen und Enkelin Laura leben in Frankfurt. Änne hat nie über ihre Familie sprechen wollen. Dabei würde Laura ihr gern so viele Fragen stellen. Dann stürzt Änne und stirbt, und es ist zu spät. In ihren Sachen findet Laura Dokumente und rätselhafte Hinweise, die zeigen, dass Änne ihrer Tochter und Enkelin so manche Lüge erzählt hat. Laura beschließt, zum ehemaligen Gutshof der Familie in Schlesien zu fahren und dort nach Antworten zu suchen. Einige Tage später folgt ihr ihre Mutter und schließlich auch ihr Partner Jonathan. Laura spricht mit Menschen, die wissen, was in der Vergangenheit passiert ist, und trifft schließlich auch einen alten Mann, der ihr die entscheidenden Informationen liefern kann.
Die Geschichte wird auf zwei Zeitebenen erzählt: den Kriegsjahren, vor allem 1941 auf der Krim und 1943-44 in Schlesien und 2019 in Frankfurt und Schlesien. Der Leser erfährt viel über die Schrecken des Krieges, über Flucht und Vertreibung und die unmenschlichen Gesetze der Nazis, zum Beispiel Menschen mit psychischen und physischen Behinderungen betreffend. Die Familie hatte immer weniger Arbeitskräfte, weil die Männer eingezogen wurden. Auf dem Gut arbeiteten Fremdarbeiter und Kriegsgefangene, und die Arbeit war trotzdem nicht zu schaffen. Die Überlebenden dieser schrecklichen Zeit waren für immer von ihren Traumata gezeichnet.
Der sorgfältig recherchierte, mit viel Empathie geschriebene Roman berührt den Leser und ist insgesamt sehr beeindruckend. Er hat mir gut gefallen, füllt Wissenslücken und bietet viel Stoff zum Nachdenken.