Familiengeheimnisse und verlorene Heimat

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birdies_buecherwelt Avatar

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Gegenwart, 2019: Nach dem Tod ihrer Großmutter Änne bleibt Enkelin Laura mit vielen Fragen zurück. Um Antworten zu finden, reist sie nach Schlesien – fest entschlossen, den Hof zu finden, auf dem ihre Großmutter aufgewachsen ist.
Vergangenheit, 1941: Auf dem Pappelhof in Schlesien ist der Krieg längst angekommen. Für die Schwestern Änne und Luise ist nichts mehr so, wie es einmal war. Die Front rückt unaufhaltsam näher und mit ihr Entscheidungen, die das Leben der beiden für immer verändern werden.
Dieses Buch hat mich tief bewegt – nicht nur, weil meine erst kürzlich verstorbene Großmutter aus Schlesien stammte und ebenfalls vertrieben wurde. Miriam Georg verwebt auf zwei Zeitebenen geschickt die Geschichte einer Familie mit dem Schicksal einer ganzen Generation, die Heimat, Sicherheit und oft auch ihre Identität verloren hat. Die bildhafte Sprache lässt Landschaften und Szenen lebendig werden, während die wechselnden Perspektiven aus Gegenwart und Vergangenheit Stück für Stück die Wahrheit ans Licht bringen. Die Handlung ist intensiv und durchweg fesselnd – ich hatte beim Lesen stets ein beklemmendes Gefühl in der Brust und konnte das Buch kaum aus der Hand legen. Ich habe mit Laura und besonders mit den Figuren der Vergangenheit gelitten, gehofft und mitgefiebert. Dabei spart die Autorin die Grausamkeiten der damaligen Zeit nicht aus, schildert sie aber so, dass sie umso mehr unter die Haut gehen.
Schon früh hatte ich eine Ahnung, wohin die Geschichte führen könnte, und mit dem Plottwist am Ende lag ich richtig. Doch das schmälert die emotionale Wucht kein bisschen. Dies ist ein Buch, das man nicht einfach zuklappt, ins Regal stellt und vergisst – es hallt nach, macht nachdenklich und lässt einen mit einem Kloß im Hals zurück.
Für mich ein großes Lesehighlight und eine klare Empfehlung für alle, die gerne in bewegende Familiengeschichten mit historischem Hintergrund eintauchen.