Frauen mit Ecken und Kanten

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Eine mitreißende Geschichte. Generationenübergreifend wird in "Die Verlorene" die Geschichte der Frauen einer deutsch-schlesischen Familie beschrieben. Zentrales Moment ist die Flucht Ännes in den Westen nach Ende des Zweiten Weltkriegs, die sich als generationsübergreifende unbewußte Prägung (vielleicht auch Trauma) erweist. Dazu wie üblich einige Familiengeheimnisse, denen Laura, die jüngste der Frauen, auf den Grund geht. Auch wenn eigentlich nur diese Enkelin Laura als sympathisch durchgeht, sind mir doch alle Frauen mit ihren Ecken und Kanten ans Herz gewachsen und ich habe mit ihnen in schweren Zeiten mitgefiebert. Das Gewichtung zwischen deutscher Schuld und deutschem Leid finde ich in dieser Darstellung gerade noch passend. Die schlesische Landschaft und den Gutshof fand ich sehr stimmungsvoll beschrieben. Vielleicht ist die Geschichte an manchen Stellen etwas einfach und dafür an anderen Stellen an den Haaren herbei gezogen, aber da lohnt es sich, großzügig zu sein, denn dann wird man gut unterhalten.
Die Geschichte ist von Miriam Georg sprachlich im besten Sinne einfach, aber dennoch fesselnd erzählt. Warum polnische Figuren in Büchern deutscher Autor*innen so selten einfach mal echte polnische Namen haben, bleibt allerdings auch in diesem Buch ungeklärt.
Kleine Kritikpunkte und leider blieb mindestens eine Frage offen, aber dennoch insgesamt für mich ein Pageturner.